ChatGPT kann in der Basisversion gratis von jedem genutzt werden, der sich in der Bedienung seines Computers auskennt. ChatGPT bietet eine Vielzahl von Anwendungen, die für Menschen, Unternehmen und verschiedene Branchen nützlich sind und die natürlich auch von SuS genutzt werden können, beispielsweise um Hausaufgaben zu erledigen. Einige der häufigsten Anwendungsfälle von ChatGPT beinhalten:
1. Inhaltskreation: ChatGPT kann verwendet werden, um hochwertige Inhalte in wenigen Sekunden zu generieren. Dies beinhaltet die Erstellung von langen Inhalten wie ganzen Artikeln, insbesondere von Referaten, die in der Schule bisher noch als Leistungsnachweis dienen. Es kann auch für kreatives Schreiben verwendet werden, etwa für das Schreiben eines Gedichtes oder einer Kurzgeschichte. Beides wird kaum als Hausaufgabe verlangt, war aber früher eine Leistung, mit der man Lehrer und Mitschüler beeindrucken konnte.
2. Übersetzungsdienste: ChatGPT kann für Übersetzungsdienste verwendet werden, bei denen es Text automatisch von einer Sprache in eine andere übersetzen kann. Wer Übersetzungen, die zu Übungszwecken als Hausaufgabe gegeben werden, überwiegend mit ChatGPT erstellt, wird in Klassenarbeiten und Klausuren vermutlich scheitern.
3. Programmierung: ChatGPT kann Code für einfache oder wiederholende Aufgaben schreiben, wie z. B. Mathematikaufgaben aus der Schule. Hier stand früher schon eine leistungsfähige Computer-Algebra bereit, die allerdings noch zweierlei erforderte, was heute von ChatGPT übernommen werden kann: Es musste ein Lösungsplan entworfen werden und dieser musste in eine computertaugliche Darstellung gebracht werden.
Mit ChatGPT ist SuS ein digitales Werkzeug an die Hand gegeben, das in seiner Leistungsfähigkeit hinsichtlich der Erledigung von Schulaufgaben alles bereits Dagewesene übertrifft. Die Erfahrung aus dem früheren Einsatz digitaler Werkzeuge durch SuS weist darauf hin, dass auch dieses neue, leistungsfähige Werkzeug von SuS genutzt wird. Damit wird dann eine Seite der immer wieder beschworenen Digitalisierung des Schulunterrichts auf eine absurde Weise deutlich: Die Entlastung des Nutzers, welche das digitale Werkzeug mit sich bringt, geschieht jetzt nicht nur in Bezug auf Routineaufgaben, sondern auch da, wo es früher bestimmter Tugenden bedurfte, die in der Schule vermittelt werden sollten: Fleiß, Motivation, Eigenständigkeit, Kreativität und Verstehen von Zusammenhängen. In geringerem Ausmaß hatte auch schon die Computer-Algebra seit Jahren den Verzicht auf die Vermittlung solcher Tugenden im Rahmen der Mathematik-Lernens nahegelegt. Allerdings wurde jeder, der hier eine Gefahr für das Lehren und Lernen auch nur andeutete von verschiedenen Interessengruppen ignoriert. Es bleibt zu hoffen, dass diese mit der Digitalisierung einhergehende Gefahr für das Lehren und Lernen jetzt endlich ernst genommen wird.
Veranlasst durch inzwischen eingegangene Kommentare ergänze ich folgenden Absatz:
Digitale Werkzeuge bis hin zu ChatGPT dienen nicht nur der Zeitersparnis sondern auch noch anderen Zwecken, wie zum Beispiel der Entlastung von Routineaufgaben. Weder Zeitersparnis noch Entlastung von Routineaufgaben sind zentrale Ziele von Schulunterricht, wenn es um Fleiß, Motivation, Eigenständigkeit, Kreativität und Verstehen von Zusammenhängen geht. Die immer wieder geforderte Digitalisierung von Unterricht darf hinsichtlich der Erziehung zu Fleiß, Motivation, Eigenständigkeit, Kreativität und Verstehen nicht zu einem Paradigmenwechsel führen.