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Zur Lösung eines mathematischen Problems schlug Francois Vieta 1591 eine Methode aus drei Schritten vor:

- Die bekannten wie auch die unbekannten Größen, die in dem Problem vorkommen, mit Buchstaben bezeichnen.
- Die Beziehungen zwischen diesen Größen in Gleichungen ausdrücken.
- Durch Umformungen die unbekannten Größen durch die bekannten ausdrücken.


Etwas Entsprechendes hat auch George Polya etwa 400 Jahre später vorgeschlagen und um einen weiteren Schritt ergänzt:


- Umformulierung der Aufgabe in eine gleichbedeutende und einfachere.


Vietas (bzw. Polyas) Methode soll an einem Beispiel demonstriert werden, das kürzlich in der Mathelounge erschien:


Aufgabe: Gegeben sind ein Quadrat ABCD und zwei gleichseitige Dreiecke HFC und EFG, welche die abgebildete Lage zueinander haben:
blob.png
Wie verhalten sich die Flächeninhalte der Dreiecke HIG und FCI zueinander?


Hier ist es angezeigt, mit Polyas ergänzendem Schritt zu beginnen und die Aufgabe in eine gleichbedeutende, einfachere umzuformen:


Aufgabe: Gegeben sind ein Einheitsquadrat ABCD und zwei gleichseitige Dreiecke HFC und EFG, welche die abgebildete Lage zueinander haben:
blob.png
Wie verhalten sich die Längen HG und FC zueinander?


Eine Umformulierung, wie diese, setzt einige mathematische Kenntnisse voraus, wie z.B. das Wissen, dass sich ein Maßverhältnis nicht ändert, wenn man die Einheitslänge willkürlich festlegt sowie das Wissen bezüglich des Schlusses vom Längenverhältnis auf das Flächenverhältnis.


Zurück zu Vietas Lösungsschritten - jetzt bezogen auf die umformulierte Aufgabe:


Schritt 1: Die bekannten wie auch die unbekannten Größen, die in dem Problemvorkommen, mit Buchstaben bezeichnen.
blob.png

Schritt 2: Die Beziehungen zwischen diesen Größen in Gleichungen ausdrücken.
Diese Gleichungen ergeben sich jetzt aus den Längengleichheiten im gleichseitigen Dreieck und aus der Tatsache das H auf EG liegt.


Auch dieser Schritt setzt mathematische Kenntnisse voraus, welche einerseits die Abstandsberechnung zwischen zwei Punkten und andererseits die Herleitung einer Geradengleichung aus zwei Punkten sowie das Einsetzen eines dritten Punktes in diese Gleichung betreffen.


Schritt 3: Durch Umformungen die unbekannten Größen durch die bekannten ausdrücken.
Da a, b, c und d unbekannt sind, muss ein System von vier Gleichungen mit vier Unbekannten gelöst werden.

Bei fast jeder erfolgreichen Lösung bedarf es neben der Kenntnis der genannten Lösungsmethoden auch der Anwendung von Sätzen und Algorithmen der Mathematik. Das ist nicht neu aber einigen Schüler*innen, zum Beispiel Fragesteller*innen in diesem Forum, unbekannt. Sie schreiben dann: „Bitte die ganze Aufgabe lösen, ich verstehe nix.“

geschlossen: Wissensartikel
von Roland
Avatar von 123 k 🚀
... Polya etwa 500 Jahre später ...

Da Polya 1985 gestorben ist, meinst du wohl eher 400 Jahre.


Da a, b, c und d unbekannt sind, muss ein System von vier Gleichungen mit vier Unbekannten gelöst werden.

Das dürfte viele Schülerinnen und Schüler abschrecken.

Bei dieser Aufgabe gibt es verschiedene Lösungswege. Das Einheitsquadrat und vier Gleichungen sind dabei nicht zwingend notwendig.

Ich finde es wichtig, nicht so starre Vorgaben zu machen, sondern die Kreativität beim Umgang mit mathematischen Aufgaben zu fördern.

Denkbar wäre auch, zunächst zeichnerisch die Aufgabe zu bearbeiten, dabei Grundseiten und Höhen zu messen und mit den Werten eine ungefähre Lösung zu bestimmen.

Oder mit GeoGebra zu arbeiten.

Oder mit dem Sinussatz...

:-)

@monty: Die 500 habe ich in eine 400 verändert. Auch im Übrigen stimme ich dir vollkommen zu. Die hier zitierte Fragestellerin könnte allerdings mit dem Appell an ihre Kreativität überfordert sein. In solchen Fällen halte ich die Angabe eines Methodenkataloges (wie schon Vieta und später Polya) für angebrachter.

@Monty: Deinem Kommnetar kann ich nur voll und ganz zustimmen!

@Roland & Monty: im Detail halte ich es speziell bei Aufgabe aus der Geometrie für geboten, vor dem Versuch einer Lösung, die entsprechend Figur einfach mal mit Zirkel und Lineal zu konstruieren.

Das ist konkret bei dieser Figur nämlich keineswegs trivial. Man lernt dabei sehr viel über die Zusammenhänge - selbst dann, wenn es nicht gelingt - und hat bei Teil 2 "Die Beziehungen zwischen diesen Größen ..." leichteres Spiel.

halte ich es für geboten ... die entsprechend Figur einfach mal mit Zirkel und Lineal zu konstruieren

Wie das doch stimmt!!

ich habe es gerade versucht und dabei gleich festgestellt, dass sich die obige Figur gar nicht eindeutig konstruieren lässt!

@Roland: Du hast beim Abzeichnen was vergessen ;-)

@Werner: Meinst du die Strecke HA?

@Werner: Meinst du die Strecke HA?

genau - wobei das keine 'isolierte Strecke' ist, sondern die Bedingung ist, dass \(H\) auf der Diagonalen \(AC\) liegt. Ansonsten ist die Skizze nicht eindeutig.

@Werner: Du hast recht. Ich werde die Skizzen entsprechend ergänzen.

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