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Bei meiner Frage geht es um den Erwartungswert bei Rouletterechnereien aber im Prinzip lässt es sich an folgendem simplen Beispiel verdeutlichen:

Gegeben ein Glücksrad mit so 22 Feldern, wobei jedes Feld genau einem der folgenden Werte entspricht:
blob.png

Natürlich sind die Felder so gebaut dass sie unterschiedlich wahrscheinlich sind.

Werte die im Bild weiter oben stehen sind (wesentlich) wahrscheinlicher als Werte, die weiter unten stehen.
(ja 11 Felder tragen den Wert 10, das ist richtig so)

Jedenfalls haben wir also ein Glücksrad mit unterschiedlich wahrscheinlichen Feldern.
je nachdem welches Feld das man erwischt, verliert man bspw. 30 cent, gewinnt 270 cent, und so weiter.


Jetzt weiß ich ziemlich genau wie der Erwartungswert ausgerechnet wird.
Für alle Felder das Produkt aus Eintrittswahrscheinlichkeit und Auszahlung berechnen und alles zusammenzählen.
gibt mir dann entweder was positives ("man gewinnt auf dauer") , null
oder was negatives ("Man verliert auf dauer").

So als "Tendenzanzeige" durchaus tauglich, aber was konkret sagt es mir nun aus wenn ich als Erwartungswert für mein spezielles Glücksrad bspw. E=-57 rauskriege?


Dass ich auf dauer Geld verliere, ist klar.

Aber dieser betrag von 57, was sagt diese aus?
Was wenn es -100 oder -500 wären, die da rauskommen?
Um wie viel "besser" oder "schlechter" wären entsprechende Glücksräder mit noch negativeren oder weniger negativen Werten?

Wie kann man da Glücksräder am Besten miteinander "vergleichen"?

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2 Antworten

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Wenn du oft genug spielst verlierst du im Schnitt (also pro Spiel) 57 Geldeinheiten, bei einem Spiel sagt es wenig, du könntest auch mal gewinnen. oder nur 3 verlieren. Und der Betreiber macht im Schnitt einen Einnahme von 57 pro Spiel -

lu

Avatar von 108 k 🚀
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lul hat schon sehr schön die Bedeutung des Erwartungswertes erklärt.

Ich möchte nur noch etwas mathematischen Hintergrund ergänzen, weil man hier sehr schön sehen kann, wie Mathematik Praxiserfahrung untermauern kann.

Einmaliges Spielen deines Spiels kann man mit Hilfe einer Zufallsgröße, die wir X nennen, beschreiben. Die Werte, die X annehmen kann, sind die Gewinne bzw. Verluste.

Wenn du n-mal spielst, entspricht dies einer Folge \(X_1,\ldots ,X_n\) derselben Zufallsgröße, wobei man davon ausgeht, dass die Ergebnisse der Spiele keinen Einfluss aufeinander haben. Man sagt, die Spielversuche sind unabhängig voneinander.

Diese Zufallsgröße X hat einen Erwartungswert \(E(X)  = \mu\) und eine Streuung \(\sigma\).

Nun interessiert der mittlere Gewinn bzw. Verlust pro Spiel, wenn man oft spielt, also wenn n groß wird:

$$\bar X_n = \frac 1n (X_1 + \cdots + X_n)$$

Und jetzt kommt die "praxisuntermauernde" mathematische Tatsache - die sogenannte Tschebyscheffsche Ungleichung. Für beliebig kleines \(\epsilon > 0\) gilt

$$P\left(\left|\bar X_n - \mu\right| < \epsilon\right)\geq 1-\frac{\sigma^2}{\epsilon^2}\cdot \frac 1n\stackrel{n\to\infty}{\longrightarrow}1$$

Das bedeutet umgangssprachlich formuliert folgendes:

Bei zunehmender Anzahl von Spielen weicht der mittlere Gewinn bzw. Verlust pro Spiel mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nur noch minimal vom Erwartungwert ab.

Das bedeutet, der Erwartungswert ist ein theoretischer Schätzwert für den mittleren Gewinn bzw. Verlust pro Spiel, wenn man nur oft genug spielt.

Avatar von 11 k

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