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Hier stelle ich keine Frage, sondern äußere eine persönliche Überzeugung. Kritische Kommentare sind willkommen.

Wer als Schüler im Mathematikunterricht den Faden verliert, hat es später schwer. Wer Aufgaben wie 13ˑ24 immer nur mit dem Taschenrechner rechnet und nie mit Hilfe des Distributivgesetzes im Kopf: 10ˑ24+3ˑ24, der wird das Distributivgesetz nicht verinnerlichen und später gezwungen sein, (x+1)(2x+3) mit einem algebrafähigen Rechner umformen zu müssen. In der Folge wird auch die Gleichung (x+3)(2x+4)=312 nur noch mit einem digitalen Werkzeug gelöst und alle irrationalen Zahlen, wie die Teilungsverhältnisse des goldenen Schnittes fallen vom Himmel. Überhaupt fallen bei intensivem Rechnereinsatz viele mathematische Tatsachen vom Himmel und sind fast nie das Ergebnis von Erkenntnis.
Eine Mathematik, die vom Himmel fällt, kann man lieben oder meistens eben auch nicht. Fast nie entwickelten Schüle*innen, die irgendwo den roten Faden verloren hatten, Zuneigung zum Fach Mathematik. Zu den früheren Gründen, den Anschluss zu verlieren (längere Fehlzeiten, Unaufmerksamkeit, kognitive Einschränkungen), ist mit den technischen Möglichkeiten ein neuer Grund hinzugekommen: Die zu schnelle Verfügbarkeit von Ergebnissen z.B. Zahlen, Graphen oder wie auch immer gearteten Darstellungen von Lösungsmengen. Nicht selten verschwindet hinter der schnellen Verfügbarkeit von Ergebnissen jede Chance auf fundierte Begriffsbildung im Kopf des Lernenden.

Wer beispielweise den schrittweisen Aufbau des Zahlensystems, den Übergang von der Definition des Sinus zum Sinus im Einheitskreis oder die Begründungen der Regeln und Gesetze der Potenzrechnung nicht als individuelles Erlebnis verinnerlicht, sondern überall sofort das digitale Werkzeug einsetzt, sobald Zahlen, Formel oder Funktionen sichtbar werden, findet keinen Zugang zur Mathematik. Nicht selten wird dann der Mathematikunterricht zur permanenten Überforderung und so zur Qual. Quälend ist vor allem die Notwendigkeit, alles Unverstandene auswendig lernen zu müssen.

Es gibt Anzeichen, dass die Bedeutung digitaler Werkzeuge für das Lernen von Mathematik von Bildungspolitikern, Bildungsbehörden und sogar einigen Lehrer‘*innen falsch eingesetzt wird. Es sind nur Werkzeuge und jedes Werkzeug kann nur sinnvoll eingesetzt werden, wenn der Arbeitsprozess und das Ziel der Arbeit diesen Werkzeugeinsatz erfordert. Ein Taschenrechner hat in der Grundschule nichts zu suchen und ein Computeralgebra-System ist in der Mittelstufe kontraproduktiv. Welchen Nutzen CAS in der Oberstufe bringt, muss sehr sorgfältig geprüft werden. Hier bedarf es eines praktisch erprobten, wissenschaftlich begründeten Konzepts, das weit und breit nicht zu sehen ist.

Avatar von 123 k 🚀

Ich zitiere aus der von ggT22 genannten Quelle:

'Aktuelle Forschungsprojekte sollen hier jetzt den Weg durch den Dschungel von Chancen und Risiken der neuen Technologie weisen.'

Warum erst jetzt? Die genannten Technologien gibt es seit einem halben Jahrhundert!

Es gibt Anzeichen, dass ...

Ich würde dem "Evidenz" sagen.

dem - wem? oder heißt das 'Ich würde dem "Evidenz" statt 'Anzeichen' sagen.

Ja. Ich halte es für offensichtlich.

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