Dein Beispiel ist ganz hervor ragend gewählt; besonders das mit der Variablentrennung. Ich arbeite auch lieber mit dem Courant-Hilbert; so 1940 muss das gewesen sein. Mit älteren Texten kannst du viel besser lernen.
Übrigens - wenn du mal so richtig von Herzen lachen willst - ich " konnt nicht mehr " Mir liegt vor eine Sammlung von Parodien auf Goethes Faust. Mit die bekannteste: Alfred Polgar ( 1908 )
Ein Germanistikstudent und seine Freundin sind verzweifelt. Sie wollen heiraten, und dazu braucht er natürlich den Studienabschluss. Der Prüfer hingegen steht auf dem Standpunkt, Goethe sei " ein Heiligtum " Zu dem wenn du in die Prüfung gehst, wirst du nix gefragt als die Jahreszahlen von Goethes sämtlichen Werken und musst sie alle wissen . . . Sie hat sich bereit erklärt, ihm beim Lernen zu helfen.
Da taucht mit Blitz und Donner der alte Geheimrat höchst persönlich auf. Als Kavalier ist er natürlich der Dame gefällig; er erklärt sich bereit, verkleidet an Stelle des Kandidaten in die Prüfung zu gehen. Goethe erinnert sich an sein eigenes Leben; da bleibt es nicht aus, dass er auch mal paar Jahreszahlen durcheinander bringt oder Nebensächlichkeiten auswalzt wie z.B. seine Wohnungseinrichtung, die den Prüfer gar nicht intressieren
" Was wissen Sie über den ===> Tasso? "" Hier das war doch auch so'n Luftikus gewese, wo als die Nas in die Wolke gereckt hat statt Acht zu passe, wo sei Füß hintrete ... "Der Prof ist natürlich entsetzt; lies seine blasierte, System konforme Antwort. Aber nicht um Polgar war es mir eigentlich zu tun; Ende des 19. Jhs. lebte ===> Curd Lasswitz, seines Zeichens Ingenieur und Mathelehrer, der als SF-Autor hervor trat. Und von dem stammt die Faustparodie " Prost " ( 1883 ) Prost ist ein Bier trinkender Student; er hat die Hausaufgabe, eine DGL zu integrieren und Stetigkeit der Lösung zu zeigen. Die Lachmuskeln werden vor allem dadurch gereizt, dass du schon die ganzen Merkmale des modernen Mathestudiums präsentiert kriegst. Prost lässt sich das Bier auf die Bude kommen, um nicht durch die Kommilitonen von der Integration abgelenkt zu werden, die morgen fertig sein muss. Er beginnt das Komasaufen; er ist schon nicht mehr recht bei Sinnen, als mit einem Male ===> Mefisto auf den Plan tritt. Er werde ihm die geforderte DGL integrieren, verlange aber im Gegenzug Prosts unsterbliche Seele . . . Prost fällt ins Koma.
Bei Goethe ist Faust doch der ===> Famulus Wagner bei gesellt; und in dem Marionettenspiel von Fausts Verdammnis und Höllenfahrt ist es der Kasper höchst persönlich. Dieser Tradition getreu - und deshalb erwähne ich es eigentlich - lässt Lasswitz, während Prost seinen Rausch aus schläft, den " Geist des Differenzials dx " auftreten. Regieanweisung; dx sei ein Gespenst, welches ein weißes Bettlaken trägt mit der deutlich sichtbaren Aufschrift " dx " Im Wesentlichen führt sich dieser dx auf wie ein Harlekin, ist aber, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, auch eine Sprechrolle.
Der dx zieht sich wieder zurück; da tritt Mefisto an eine Schultafel, die sich in dem Raum befindet und beweist die geforderte Stetigkeit mit den Worten" War doch eigentlich gar nicht schwer. "
Doch im Grunde seines Herzens ist Mefisto enttäuscht; Prost ist der Art benebelt, dass an den Abschluss eines Paktes nicht zu denken ist. Darum wischt Mefisto die Tafel wieder sauber und trollt sich.
Goethe folgend, lässt Lasswitz die Story gut ausgehen. Am nächsten Morgen erwacht Prost frisch, munter und gestärkt. War alles am Ende doch nur ein böser Traum? Die Moral des teutschen Jünglings bleibt eindeutig Sieger; Prost nimmt sich vor, die aufgabe ganz ohne jenseitige Mächte zu lösen und - schafft es auch . . .
Aber ich hab was für dich. DIFFERENZIALE EXISTIEREN WIRKLICH; sie sind längst rehabilitiert. Das Genie, das dies 1977 nach nunmehr 300 Jahren in die Wege leitete, heißt ===> Edward Nelson. Seine Teorie heißt ( NSA ; IST ) ( NSA = Nonstandard Analysis ) Ich empfehle dir das Lehrbuch von Alain Robert bei Wiley, New York; dort auch alle weiteren Zitate so wie Nelsons original Paper.
Robert etwa über die Kettenregel
" You can now prove it as you always wanted to. "Also im Wesentlichen durch Erweitern mit Differenzialen ( Klein bissele mehr ist es schon noch. )
( dy/dx ) = ( dy/dz ) ( dz/dx )und einer Trennung der Veränderlichen wird wohl jetzt auch nichts mehr im Wege stehen.
Die Buchstaben IST stehen hierbei für die drei Axiome, welche Nelsons Teorie zu Grunde liegen. Eine nähere Beschäftigung mit diesem Werk wird dir enthüllen, dass Weierstrass und Konsorten gar nicht anders komnnten; sicher kennst auch du dieses Schmähwort von der " Epsilontik "
Der Preis, wenn du weg willst von dem Epsilon und der eingebauten Sinnlosigkeit, ist hoch. Epsilontik fordert doch von dir, dass du für jedes Problem eigens eine neue Ungleichung erfindest.
Normale Matematiker stellen ihr Zeugs zur Schau; und wenn du es halt nicht verstehst, hast du eben Pech gehabt. Nicht so Nelson; der musste immer wieder eine Erfahrung machen. Wenn du anfängst, seine Teorie zu lernen, stammelst du seine Syntax wie ein kleines Kind seine Muttersprache. D.h. du produzierst lauter Sinn lose bzw. falsche Sätze. Und das gilt auch noch für die größten Koryphäen auf dem Gebiete der Matematik; kein Kleinkind hat je als Genie angefangen . . .
Mir selbst ist das erst vor einem halben Jahr bei einem Konkurrenzportal passiert; es ging um die Debatte um stetige Funktionen ( Nelson macht das alles viel durchsichtiger. )
Prompt holte mich eine Verständnisfrage ein. Die Frage des Users besagt natürlich in erster Linie, dass ER eine Grundaussage der Nelsonteorie missverstanden hatte.
Und doch; als ich ernsthaft über seine Einwände nachdachte, bumms, hatte ich ein neues Lemma über stetige Funktionen entdeckt . . .
Doch fangen wir vorne an. Warst du schon mal im matematischen Kolloquium, wo die ganzen gestandenen Profs immer lange Gesichter machen? Da tritt dann ein Vortragsredner auf und präsentiert ein Gebiet, von dem keiner der Anwesenden je etwas gehört hat. ( Mit ===> Gert Faltings zu telefonieren, ist keine Kunst; auf Anfrage bestätigte er mir, dass er diesen Nelson " weder kenne noch kennen zu lernen wünsche " )
Und der Redner präsentiert paar für sein Gebiet typische Beweise, lässt aber auch sein eigenes Genie nicht zu kurz kommen. Aber ich schicke jetzt erst mal ab; ich hatte nämlich einen Systemabsturz. Und Wordfiles übernimmt dieses Forum nicht; da kommt immer jede Menge Binärcode rein.