Nachvollziehen ist das Eine, selbst schöpferisch werden in der Mathematik das Andere. Dass Mathematik manchmal weh tun muss, ist ein gängiges Motiv, das Mathematiker der Vergangenheit beschrieben. Cardano bezeichnete z. B. das Ringen mit den durch seine kubischen Wurzeln entstandenen komplexen Zahlen (die es damals nicht gab) als "Überwindung geistiger Qualen".
Das ist aber auch eine persönliche Erfahrung: Mathe härtet ab, ist phasenweise wie eine Askese mit letztlich aber kathartischer Wirkung. Zum Mathestudium gehört Disziplin, Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen. Die Wurzeln sind bitter, die Früchte süß. Ich kenne keinen Menschen, der von sich behauptet, leichtfüßig durch die Welt der Mathematik zu schweben -- und wenn er es tut, lässt sich diese Auffassung auf Unwissenheit, Hybris oder Verzweiflung zurückführen.