Wir wollen also erst einmal zeigen, dass es für jede x0,y0∈R,ε>0 ein δ>0 gibt, sodass wenn ∥(x−x0,y−y0)∥≤δ, dann ∣f(x,y)−f(x0,y0)∣≤ε gilt. Das ist der erste Schritt, das erstmal sauber hinzuschreiben, wenn du mit ε−δ-Gedönse nicht so vertraut bist.
Jetzt nehmen wir uns mal ein ε>0 und tun so, als hätten wir schon ein passendes δ, daraus werden wir dann sehen welches δ wir zu wählen haben.
Wenn ∥(x−x0,y−y0)∥≤δ, dann kannst du x=x0+a,y=y0+b schreiben mit ∣a∣≤δ,∣b∣≤δ. Jetzt rechnen wir mal aus:
∣f(x,y)−f(x0,y0)∣=∣(x0+a)(y0+b)−x0y0∣=∣x0b+y0a+ab∣≤(∣x0∣+∣y0∣)δ+δ2≤δ≤1(1+∣x0∣+∣y0∣)δ≤!ε.
Also die letzte Ungleichung soll gelten, und dafür brauchen wir die zusätzliche Eigenschaft δ≤1, um die Vereinfachung δ2≤δ nutzen zu können.
Wieso haben wir jetzt also so getan, als wären wir im Wunderland, wo alles funktioniert? Naja wir können jetzt gucken, ob wir ein δ konstruieren können, sodass diese Rechnung genau so durchgeht.
Damit δ diese letzte Ungleichung erfüllt, muss einfach nur δ≤1+∣x0∣+∣y0∣ε gelten, und damit wir die vorletzte Vereinfachung machen können, muss zusätzlich δ≤1 gelten. Es bietet sich also an, δ=min(1,1+∣x0∣+∣y0∣ε) zu wählen, und die Rechnung wird durchgehen. Das Minimum von mehreren Ausdrücken zu nehmen, damit dein δ mehrere Ungleichungen gleichzeitig erfüllt, ist ein Standardtrick, den du dir merken musst.
In der Vorlesung und im Skript wird meistens so ein δ vom Himmel fallen. In Wirklichkeit machst du genau das hier, du fängst an zu rechnen, schaust welche Vereinfachungen sich anbieten, und guckst ob du ein δ finden kannst, das diese Vereinfachungen zulässt. Im eigentlichen Beweis lässt du dann natürlich wieder ganz am Anfang das δ vom Himmel regnen und führst ihn ganz normal von A bis Z durch.
EDIT: Ungenauigkeit in der Ungleichung korrigiert.