Ich organisiere meine Kurse immer komplett, also von vornherein steht fest, was wann herankommt.
Die sich daraus ergebenden Vorteile sind:
1. Der Kursplan hält mich und meine Studenten auf Kurs. Im Semester ist stets viel los, es ist schön, eine Übersicht zu haben, wo alles von vornherein feststeht. Ich kann jederzeit sagen, wenn Studenten auf mich zukommen, dass sie auf meinen Kursplan schauen sollen. Dieser Plan unterscheidet sich übrigens vom Lehrplan der Hochschulen, die meist mit nutzlosen Informationen gefüllt sind, die keinem helfen. Mein Kursplan ist in der Regel 2 Seiten lang und enthält eine Tabelle mit den Themen je Tag inklusive Hinweisen, welche Text zu lesen sind, einige Notizen und kommende Aufgaben.
2. Wenn die Prüfungszeit kommt, wissen sie bereits, welche Themen die Prüfung enthalten wird. Sie wissen genau, auf was sie sich vorzubereiten haben. Es kommt kein "Das hatten wir noch nie gehabt." Falls einige Studenten gefehlt hatten, abwesend waren, ist es nicht von Bedeutung. Sie wissen, was sie nachzuholen haben. Es ist ja alles schriftlich festgehalten und sie finden so keine Entschuldigung.
3. Organisation des Kurses. Wenn du den gesamten Kurs in einer Sitzung organisierst, wird es wahrscheinlich mehr Kontinuität für alle geben. Zumindest ist das für mich der Fall. Für andere, könnte es wiederum keine Rolle spielen.
4. Die Studenten können vorlernen - obwohl dies eher selten vorkommt. Aber im Prinzip hat jeder Student die Chance, sich mit den Themen früher zu beschäftigen und auch die Hausaufgaben früher vorzubereiten, das würde theoretisch Zeit am Ende des Semesters freimachen.
5. Lösungen sind bereits online verfügbar. Es spielt keine Rolle, ob man die Hausarbeiten eine Woche oder 12 Wochen vorher abgibt, die Lösungs-PDF ist leicht online zu finden oder man kann die Fragen online stellen, wie wir wissen, ist dies hier auf der Mathelounge.de oft der Fall. Lustigerweise haben meine Kollegen das gleiche Problem mit Textaufgaben aus Lehrbüchern, die nicht online verfügbar sind. Für Problemstellungen, die ich kursbegleitend vorgebe, liegt der Fokus auf Gruppenarbeit. Ich ermutige die Studenten zusammenzuarbeiten, aber bestehe darauf, dass sie ihre eigene Lösungen aufschreiben.
In vielen Kursen hat sich die Idee des sich "entfaltenden Fortschritts" etabliert. Doch aus Sicht des Studenten könnte dies unvorteilhaft sein. Kann ich ein klar definiertes Ziel selbst erreichen oder gehe ich bei einer Bergbesteigung erst den halben Weg, bevor mir jemand sagt, wie ich den Rest zu klettern habe? Die Studenten werden deine Ehrlichkeit respektieren und die harte Arbeit dahinter anerkennen.
Noch ein paar Worte der Vorsicht:
- notiere das Wort "vorläufig" neben deinem Kursplan, falls es doch noch Änderungen geben sollte.
- wenn die Prüfungszeit kommt, höre auf dein Gefühl. Studenten beklagen sich selten, wenn man eine Klausur um eine Woche nach hinten verschiebt und noch etwas Material bespricht.
Hier ist ein Beispiel eines englischen Kursplanes eines Kollegen:
math334PlannerSpring2014.pdf (40 kb)