Ich habe hyperbolische Funktionen dadurch erklärt, wie sie mit Hyperbeln zusammenhängen. Ich nenne das mal den etymologischen Zugang. Es gibt aber auch andere Zugänge zu diesen Funktionen:
Jede Funktion lässt sich darstellen als Summe einer geraden Funktion (d.h. der Graph ist achsensymmetrisch zur y-Achse) und einer ungeraden Funktion (d.h. der Graph ist punktsymmetrisch zum Ursprung). Die Funktion
g(x) := ½(f(x) + f(-x))
ist nämlich eine gerade Funktion (unabhängig davon, was denn eigentlich f(x) ist), und die Funktion
u(x) := ½(f(x) - f(-x))
ist eine ungerade Funktion, und es ist
f(x) = g(x) + u(x).
Im Speziellen ist
cosh(x) = ½(ex + e-x)
und
sinh(x) = ½(ex - e-x)
und
ex = cosh(x) + sinh(x).
Mit anderen Worten, cosh und sinh sind der gerade und der ungerade Anteil der Exponentialfunktion. Das würde ich als innermathematischen Zugang bezeichnen.
Die Kettenlinie, die du angesprochen hast, ist ein dritter Zugang, der physikalische Zugang.
Meiner Meinung nach sollten in einem Vortrag alle drei Aspekte erwähnt werden. Allerdings geht es tatsächlich über das Niveau der Oberstufe hinaus, eine Verbindung zwischen diesen drei Aspekten aufzuzeigen.
- Für den physikalischen Zugang braucht man Differentialgleichungen.
- Für den etymologischen Zugang braucht man Integrale und Koordinatentransformation.
- Für den innermathematischen Zugang braucht man nur gerade und ungerade Funktionen. Das scheint am ehesten mit Mitteln der Schulmathematik vemittelbar zu sein.
Insofern würde ich mich auf den innermathematischen Zugang konzentrieren. Du solltet die anderen zwei aber schon erwähnen. In der Mathematik sieht es ja so aus, dass spezielle Funktionen dann einen standardisierten Namen bekommen, wenn sie von besonderem Interesse sind. Und besonderes Interesse kommt unter Anderem dadurch zustande, dass sie in unteschiedlichen Teilbereichen vorkommen.