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ich kann mit Sylowsäten schon einigermaßen gut die Ordnungen berechnen. Jedoch verstehe ich noch nicht so genau was die Sylowgruppen eigentlich sind.

Zb verstehe ich nicht ob alle Sylowgruppen zueinander disjunkt sind oder nur jeweils die gleichen p-Sylowgruppen? ich denke eher beides nicht


und was bedeutet eigentlich dass je zwei Sylowgruppen zueinander konjugiert sind?


ich habe zum bsp die Gruppe der ordnung 992= 2^5 * 31

dann soll ich zeigen dass es gar nicht sein kann dass die anzahl der 2-Sylowgruppen = 31 und die der 31-Sylowgruppen = 32

wie berechnet man die gesamtzahl dann?

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also ich verstehe noch dass man mit der phi funktion ausrechnen kann wie viele elemente es der ordnung 31 gibt das sind dann 30 elemente und dann mal 32 =960 elemente

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Hallo sophl,

Jedoch verstehe ich noch nicht so genau was die Sylowgruppen eigentlich sind.

Hier einmal eine mögliche Definition:

Sei G eine Gruppe, p eine Primzahl. Dann heißt \( H \le G \) eine p-Sylowgruppe von G g.d.w.

   1. H ist eine p-Gruppe. D.h. es existiert ein \( n \in \mathbb{N}_0 \) mit \( \text{ord}(H) = p^n \)

   2. \( p \nmid (G:H) \), also der Index ist nicht durch p teilbar

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Eine äquivalente Charakterisierung:

Fordern wir, dass die Gruppenordnug \(\text{ord}(G) = p^k m\) mit \( k \in \mathbb{N}_0, m \in \mathbb{N} \) und \( p \nmid m \) ist (wir spalten also alle p als Faktor ab), dann ist \( H \le G \) genau dann eine p-Sylowgruppe, wenn \( \text{ord}(H) = p^k \).

Zb verstehe ich nicht ob alle Sylowgruppen zueinander disjunkt sind oder nur jeweils die gleichen p-Sylowgruppen? ich denke eher beides nicht

und was bedeutet eigentlich dass je zwei Sylowgruppen zueinander konjugiert sind?

Das heißt du bekommst für unterschiedliche Primzahlen schon einmal völlig unterschiedliche Sylowgruppen. Eine 2-Sylowgruppe kannst du bspw. mit einer 3-Sylowgruppe von den Elementen her gar nicht miteinander vergleichen, in der ersten haben alle Elemente eine 2er Potenz als Ordnung, in der zweiten eine 3er Potenz. (Satz von Lagrange)

Für verschiedene Primzahlen p,q ist der Schnitt einer p-Sylowgruppe mit einer q-Sylowgruppe also stets trivial (enthält nur das neutrale Element).

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Wie sieht es mit Sylowgruppen zur gleichen Primzahl aus?

Hier sagen uns die Sylowsätze:

"Ist \(S \le G \) eine p-Sylowgruppe, dann ist jede zu S konjugierte Untergruppe von G eine p-Sylowgruppe von G. Je zwei p-Sylowgruppen von G sind konjugiert zueinander."

Wenn du dir eine p-Sylowgruppe S nimmst und ein \( g \in G \) wählst, dann ist \( g^{-1} S g \) also auch wieder eine p-Sylowgruppe.

Mal von der anderen Seite betrachtet:

Sind H, S zwei p-Sylowgruppen, dann existiert immer ein \( g \in G \), s.d. \( H = g^{-1} S g \), das bedeutet, dass die beiden Gruppen zueinander konjugiert sind.

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Ich möchte dir kurz ein Argument liefern, warum auch zwei verschiedene p-Sylowgruppen der Ordnung p (Achtung: für zwei p-Sylowgruppen der Ordnung \( p^k \) mit \( k > 1 \) gilt das nicht!) einen trivialen Schnitt besitzen: Sind \( H_1, H_2 \) zwei verschiedene p-Sylowgruppen zu einer Primzahl p, dann gilt ja offenbar \( H_1 \cap H_2 \subsetneqq H_1 \), also \( \text{ord}(H_1 \cap H_2) \mid \text{ord}(H_1) = p \) und das impliziert sofort, da p eine Primzahl ist, \( \text{ord}(H_1 \cap H_2) = 1 \), also \( H_1 \cap H_2 = \lbrace e \rbrace \).

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Fazit zum Merken:

- Sind p,q verschiedene Primzahlen, dann haben eine p- und q-Sylowgruppe trivialen Schnitt.

- Zwei p-Sylowgruppen sind stets konjugiert zueinander

- Zwei voneinander veschiedene p-Sylowgruppen (sofern es sie gibt) der Ordnung p haben ebenfalls einen trivialen Schnitt.

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ich habe zum bsp die Gruppe der ordnung 992= 25 * 31

dann soll ich zeigen dass es gar nicht sein kann dass die anzahl der 2-Sylowgruppen = 31 und die der 31-Sylowgruppen = 32

wie berechnet man die gesamtzahl dann?

Zuerst zerlegen wir die Ordnung bei solchen Aufgaben immer in die PFZ:
$$ 992=2^5\cdot31$$ das hast du ja bereits getan, aber du hast das "Hoch" vergessen ;)
Ich zitiere nochmals aus den Sylowsätzen:

"Für die Anzahl \(s_p\) der p-Sylowgruppen gilt:
\( s_p∣\operatorname{ord}(G) \) und \( s_p≡1 \mod (p) \)"

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Nun bestimmen wir die Anzahl der 2-Sylowgruppen: $$ s_2 \in \lbrace 1, 2, 4, 8, 16, 32, 31, 62, 124, 248, 496, 992 \rbrace $$ das sind einfach alle Teiler von 992. Wir können das nun mit der Kongruenz einschränken $$ s_2 \in \{ 1, 31 \} $$ Wir machen das gleiche für die Anzahl der 31-Sylowgruppen: $$ s_{31} \in \{ 1, 32 \} $$
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Mehr erhalten wir erstmal nicht direkt aus den Sylowsätzen.

Warum kann jetzt nicht \( s_2=31 \) und \( s_{31}=32 \) sein? Das zeigen wir leicht über einen Widerspruch:

Angenommen \( s_2 = 31 \) und \( s_{31} = 32 \). Dann haben wir 32 verschiedene 31-Sylowgruppen der Ordnung 31. Diese sind haben also p.w. trivialen Schnitt (siehe oben). Das liefert uns insgesamt schonmal \( 1 + 32 (31-1) = 961 \) Elemente die in unserer Gruppe liegen müssen. (In jeder 31-Sylowgruppe finden wir 31 Elemente, davon 30 Elemente die nicht das neutrale Element sind, also 32*30 Elemente + 1 neutrales Element)

Jetzt nehmen wir uns mal zwei verschiedene 2-Sylowgruppen, nennen wir sie mal \( H_1 \) und \( H_2 \). Diese haben aber Ordnung \( 2^5 \), wir können also nicht sagen, dass die beiden Gruppen trivialen Schnitt besitzen. Aber wir wissen \( H_1 \cap H_2 \subsetneq H_1 \) also $$ \operatorname{ord}(H_1 \cap H_2) | \operatorname{ord}(H_1) = 2^5 $$ Der Schnitt hat also höchstens \( 2^4 \) Elemente. Nun ist $$ \# (H_1 \cup H_2) = \# H_1 + \# H_2 - \# (H_1 \cap H_2) \ge 2^5 + 2^5 - 2^4 = 48 $$
Davon ist eins das neutrale Element, die restlichen 47 Elemente liegen aber auch in keiner 31-Sylowgruppe (da 2- und 31-Syowgruppen trivialen Schnitt haben) und wurden somit noch gar nicht gezählt. Also kommen die auf jeden Fall noch dazu und wir sind schon bei \( 961 + 47 = 1008 > 992 \) Elementen. Widerspruch.

Wenn du dir eine p-Sylowgruppe S nimmst und ein \( g \in G \) so wählst, dass \( g^{-1} S g \) wieder eine Untergruppe ist, dann ist \( g^{-1} S g \) also auch wieder eine p-Sylowgruppe.

Ist nicht eigentlich für alle \( g \in G \) auch \( g^{-1} S g \) eine Gruppe?

Jap, vollkommen richtig :) Danke für die Anmerkung!

Ich möchte dir kurz ein Argument liefern, warum auch zwei verschiedene p-Sylowgruppen der Ordnung p (Achtung: für zwei p-Sylowgruppen der Ordnung \( p^k \) mit \( k > 1 \) gilt das nicht!) einen trivialen Schnitt besitzen: Sind \( H_1, H_2 \) zwei verschiedene p-Sylowgruppen zu einer Primzahl p, dann gilt ja offenbar \( H_1 \cap H_2 \subsetneqq H_1 \), also \( \text{ord}(H_1 \cap H_2) \mid \text{ord}(H_1) = p \) und das impliziert sofort, da p eine Primzahl ist, \( \text{ord}(H_1 \cap H_2) = 1 \), also \( H_1 \cap H_2 = \lbrace e \rbrace \).

Hierzu hätte ich gleich auch noch eine Frage: Was wären zwei echt verschiedene p-Sylowgruppen \( H_1 \) und \( H_2 \) der Ordnung \( p \)? Kannst du ein Beispiel geben, das diese Aussage verbildlicht?

Betrachte z.B. die symmetrische Gruppe \( S_3 \) mit Ordnung \( 6 = 2 \cdot 3 \).

$$ S_3 = \{ \operatorname{id}, (1~2), (1~3), (2~3), (1~2~3), (1~3~2) \} $$

Die Untergruppen \( H_1 := \left\langle (1~2) \right\rangle = \{ \operatorname{id}, (1~2) \} \) und \( H_2 := \left\langle (1~3) \right\rangle = \{ \operatorname{id}, (1~3) \} \) sind beides 2-Sylowgruppen aber haben trivialen Schnitt. Es gilt

$$ H_2 = (1~3)^{-1} H_1 (1~3) $$

Nicht schlecht, das erscheint mir wie ein gutes Beispiel (auf den ersten Blick).

Ich hatte zunächst nach Restklassengruppen modulo \( n \) gesucht. Allerdings lässt sich allgemein für kommutative Gruppen \( G \) feststellen: Aus \( g^{-1} U_1 g = U_2 \) folgt \( U_1 = U_2 \).

Nun entwickelt sich meine Überlegung in die Richtung, dass dein Beispiel deswegen eventuell nicht funktionieren könnte, weil \( (1 3) \in H_2 \) liegt.

Ich komme konkret auf \( (3 1) (1 2) (1 3) = (1 3) (1 2) (1 3) = (2 3) \not \in H_2 \) oder alternativ \( (1 2) (1 3) = (3 2 1) \not\in H_2 \).

Da wir aber feststellen, dass die Ordnung von \( H_1 \) und \( H_2 \) gleich ist, gilt folglich, dass das transformierende Element \( g \) zumindest nicht zu \( H_1 \) oder \( H_2 \) gehören darf, da es sonst einen Widerspruch in diesem Beispiel gibt: Aus der Formel \( H_2 = (1 3)^{-1} H_1 (1 3) \) folgt dieser Widerspruch, \( H_1 = H_2 \), schon direkt aus \( H_1 = (1 3) H_2 (1 3)^{-1} = H_2 \).

Wie lautet aber ein korrektes transformierendes Element \( g \)?

Oh, da muss natürlich \( g = (2~3) \) sein...

$$ H_2 = (2~3)^{-1} H_1 (2~3) $$

Da \( (2~3)(1~2)(2~3) = (1~3) \) passt das dann.

Deine Überlegung ist auch richtig, so ein Beispiel findet sich nur in einer nichtabelschen Gruppe.

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