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Ich bin völlig mathefremd und habe folgende Frage:

Eine Person hat übertriebene Ängste sich mit HIV zu infizieren. Sie vermeidet deshalb bestimmte Orte und Menschen, kontrolliert unauffällig zu schüttelnde Hände auf Wunden, u.a.m.

Wie könnte man die reale Wahrscheinlichkeit berechnen, dass eine Infektion nach einem Händeschütteln entstehen könnte?

Welche Bedingungen müssten dafür bekannt sein? Und wie könnte sie damit die mathematische Wahrscheinlichkeit errechnen?

Allerbesten Dank für Tipps!

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1 Antwort

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Die biologischen Wahrscheinichkeiten meine ich nicht, sondern wie man die (vermutlich bedingte) Infektionswahrscheinlichkeit in Abhängigkeit der Wahrscheinlichkeiten der Vorbedingungen (wie wahrscheinlich sind offene Wunden an Händen, wie wahrscheinlich ist eine HIV Infektion bei dann dieser Person, wie wahrscheinlich ist das Auftreten einer ausreichend hohen Menge an Blut etc.) berechnet.

Die Frage ist ernst gemeint.

Hintergrund ist ein therapeutischer für/bei Personen, die an ebensolchen Ängsten leiden und die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Ereignisses (z.B. HIV Ansteckung) krass überschätzen.

In diesem Sinne wäre ich für weiterführende Anworten sehr dankbar!

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Es müssen einige Bedingungen erfüllt werden, damit es zu einer Infektion kommen kann. Beispielsweise diese hier:

(1) Die erste Person muss eine offene Wunde an der Hand aufweisen, von der sie aber nichts weiß. Die Wahrscheinlichkeit dafür dürfte gering sein und man muss sie wohl abschätzen.

(2) Die zweite Person muss HIV-infiziert sein. Die Wahrscheinlichkeit hierfür lässt sich anhand geeignete Statistiken schätzen.

(3) Die zweite Person muss eine offene Wunde an der Hand aufweisen, von der die erste Person keine Kenntnis hat. Die Wahrscheinlichkeit dafür muss man wohl abschätzen.

(4) Beim Händeschütteln muss es zum Austausch von Körperflüssigkeiten in einer Weise kommen, die zu einer Infektion der ersten Person führt. Man könnte die Wahrscheinlichkeit dafür vielleicht über Statistiken der Häufigkeiten von Infektionswegen begründet aschätzen.

Das (unbedingte) Infektionsrisiko ergibt sich dann als Produkt der angeführten Wahrscheinlichkeiten. Schätzen wir alle Wahrscheinlichkeiten mal grob mit 0.1 ab, dann läge das Infektionsrisiko bei 0.0001, also 1 zu 10'000.

Mathematisch wird sich da wohl nichts ermitteln
lassen.
Schau einmal hier
https://www.aidshilfe.de/hiv-uebertragung

Eine Wahrscheinlichkeit bei solch komplexen Themen zu "berechnen" ist nahezu unmöglich. Man bedient sich hier deshalb statistischen Methoden und schätzt die Wahrscheinlichkeit dieses Ereignisses anhand von realen Beobachtungen und Statistiken.

Man kann vielleicht festhalten:

- Wenn sich tatsächlich stärker blutende Wunden an beiden Händen befinden ist durchaus ein erhöhtes Infektionsrisiko gegeben. Das HI-Virus übersteht zwar einige Tage außerhalb des Körpers, aber das Infektionsrisiko sinkt in diesem Fall bereits ab. Die Wunden müssen also in der Regel noch relativ frisch sein und ausreichend Kontakt zueinander haben. (Zudem dürfen beide Beteiligten nichts von der Wunde wissen, mit einer blutenden Wunde gibt man normalweise ja niemandem die Hand)

- In Deutschland lebten 2016 ca 88.400 HIV positive Menschen, das sind ungefähr 0,1% der Bevölkerung. Einer infizierten Person zufällig zu begegnen und ihr die Hand zu reichen ist somit schon einmal höchst unwahrscheinlich (es sei denn man bewegt sich des Öfteren in besonders gefährdeten Gruppen).

- Statistisch gesehen sind die häufigsten Infektionsursachen ungeschützter GV und unhygienischer Drogenabusus. Von ca. 3100 Neuinfektionen im Jahr 2016 entfallen laut dem RKI 99,7% auf einen dieser Infektionswege. Danach kommt die Mutter-Kind-Transmission.

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Die Angst vor diesem Ereignis ist also aus statistischer Sicht vollkommen unbegründete. Die Wahrscheinlichkeit beim Handschlag von einem Blitz getroffen zu werden ist vermutlich ähnlich hoch.

Liebe/r EmNero, Gast az0815 und georgborn,

allerbesten Dank für die ausführlichen Antworten, die super weiterhelfen!!

(Ich hätte vielleicht gleich danach fragen sollen, ob das "Produkt der Wahrscheinlichkeiten" zu berechnen ist, wusste aber fachfremd nicht, wie man das beschreibt. Denn genau das wollte ich wissen.)

Und es heißt unbedingte, nicht bedingte, wieder was gelernt.

Die Wahrscheinlichkeiten der "Vorbedingungen"  sind gfs. noch niedriger als 0,1, womit das Gesamtrisiko dann ja noch niedriger wäre.

Was in jedem Fall enorm erleichternd für manche Menschen ist.

In diesem Sinne allen beste Gesundheit und genug Abkühlung in diesen Tagen!

LG, Tina

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