Das habe ich tatsächlich meinem Statistiklehrer zu verdanken. Da war ich unbedarfter Student in der Grundstufe einer ziemlich kleinen Hochschule. Er sagte uns, es sei am Abend ein öffentlicher Vortrag eines gewissen Karl Popper auf dem Campus. Man solle hingehen, denn erstens sei der Mann wichtig für alles was mit Wissenschaft zu tun hat, zweitens sei es ein Privileg ihn zu erleben, und drittens sei die Gelegenheit wahrzunehmen weil er statistisch bereits ziemlich tot sei. Popper war damals etwa 86-jährig, und der damalige Konrektor hat ihn wohl so lange und so intelligent gestalkt, bis er für einen Vortrag zusagte und aus England, wohin er wegen eines anderen Exösterreichers emigrieren musste, anreiste. Das Audimax war so voll, dass hinten die Wände abmontiert werden mussten, und die halbe grosse Nachbaruni aus der grossen Nachbarstadt kam angereist. Die Professorenschaft war vollständig anwesend. Sir Karl betrat den Hörsaal, blickte in die Runde und sagte, es sei sehr trostreich wenn man "auch einige Zeit nach der Emeritierung noch den einen oder anderen Zuhörer anlocken" könne. Very British. Und dann stellte er sich vor als Tischler und Philosoph, und sprach zwei Stunden ohne anzuhalten über Erkenntnis und Politik. Der Nutzen von Vorlesungsbesuchen ist nicht gleichverteilt, weiss ich seither.