Es ist irgendwie eine Tautologie, das als Lösungsverfahren zu verkaufen. Warum nimmst du denn die Faktorisierung
(x-3)(x-2)
vor?
Weil du die Lösung schon siehst (dir fallen zwei Zahlen ein, deren Summe 5 und deren Produkt 6 ist).
In den drei Zeilen passiert ungefähr folgendes:
1) Ich habe die Lösung.
2) Ich faktorisiere mit den zugehörigen Linearfaktoren.
3) Ich habe jetzt die Lösung.
Natürlich kann man Vieta auch verwenden, wenn man die Lösung NICHT sieht, z.B. bei
x²-4x-33=0
Man muss ja einfach nur Zahlen finden, für die x_1+x_2=4 und x_1*x_2=-33 ist.
Kein Problem! Man muss das Gleichungssystem
x_1+x_2=4
x_1*x_2=-33
einfach nur lösen. Dazu stellt man die erste Gleichung nach x_2 um und setzt in die zweite ein:
$$x_1*(4-x_1)=-33$$
Das muss man nur ein wenig umstellen, mit pq-Formel lösen, und schon hat man x²-4x-33=0
'"mit dem Satz des Vieta" erfolgreich gelöst.
Mein Fazit:
1) Wenn man die Lösung "sieht", braucht man Vieta nicht mehr.
2) Wenn man die Lösung nicht sieht und auch nicht davon ausgehen kann, dass sie ganzzahlig ist, nutzt Vieta kaum.
3) Vieta ist allenfalls noch dann von Nutzen, wenn man eine der beiden Lösungen kennt und noch die zweite sucht.