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Guten Abend,

ich selbst studiere ja Mathematik jetzt im dritten Semester. Eine gute Freundin von mir möchte jetzt dieses WS an der Universität auch anfangen zu studieren. Sie findet jedoch das reine Mathematikstudium bischen zu trocken und soetwas wie Wirtschaftsmathematik möchte sie auch nicht, da das ihr dann auch bischen zu wenig ist, das heisst das es vom Mathematikstudium schon sehr abschweift. Sie überlegt sich also ein Info-Studium oder Physikstudium, da das ja die Studiengänge sein sollen, die sehr nah am Mathematikstudium sind, jedoch eben auch zugleich bischen anwendungsorientierter und eben nicht so trocken. Ihre Frage ist, ob man mehr Mathematik im Info-Studium macht oder eher im Physikstudium, denn sie möchte schon es sehr nah am Mathematikstudium haben. Wir würden uns auf erfahrene Antworten freuen!

LG, Tanja :)

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Wirtschaftsmathematik hat bei uns einen Anteil von 30CP Wiwi und den Rest reine Mathematik, habt ihr euch mal die Prüfungsordnung der Universität angeschaut, was genau in dem Studiengang angeboten wird? Pflicht bei uns sind z.B Ana 1-3, LInA 1,2, Numerik 1, Stochastik 1 sowie Optimierung. Die Wahlmodule sind dann frei aus einem Katalog wählbar wobei Module aus der fortgeschrittenen Statistik und Finanzmathematik im Vordergrund stehen.

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Das Informatikstudium ist sehr abhängig von der Uni. Es gibt Studiengänge, da wirst du erschlagen von einem riesigen Angebot an Softwareentwicklung, Datenbankmanagement, Agile Development, dem ganzen Krams. Web-Development, Usable Security, Handshake Design, Binary Reverse Engineering. Nix davon ist Mathe.

Ich habe in meinem Informatikstudium (Mathebachelor, Mathe/Info Master) eigentlich nur diskrete Geometrie und algorithmische Topologie gemacht. Fast nur Mathe.

Funktionale Programmierung: Fast nur Mathe.

Theoretische Kryptographie: Fast nur Mathe.

Kommt eben sehr drauf an. Wo genau ist das denn, dann würde ich es mir mal für euch angucken.

Physik kommt etwas weniger drauf an. Eigentlich kommst du, egal in welchem Bereich, nicht um Mathe herum. Ob dort Mathematik benutzt oder kreiert wird, ist eben die andere Frage. Ist das Nachschlagen von Charaktertabellen, so kompliziert sie auch sind, "mehr" Mathematik, als einen Approximationsfaktor für einen randomisierten Algorithmus zu bestimmen?

Leute, die "Mathematische Physik" machen, machen unter Umständen ihr Leben lang nichts anderes als Kategorientheorie. Wirklich viel Physik ist das dann schon gar nicht mehr.

Wenn es dir um "echte Mathematik" geht (im Sinne von: Strukturen erforschen, neues herausfinden, Intuition mit Rigor untermauern), dann würde ich persönlich eher zu einem Informatikstudium mit einem starken Fundament in theoretischer Informatik raten. Die Anzahl an Physikern, die ich kennengelernt habe, die sehr viel Ahnung von partiellen Differentialgleichungen hatten, ohne einfache Stetigkeitsbeweise führen zu können, war mir dann irgendwie zu gruselig hoch und ich habe das Gefühl bekommen, Mathematik war mehr Werkzeug als Disziplin. Aber wie gesagt, wer Mathematik in der Physik sucht, wird sie auf jeden Fall finden.

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Die Informatik ist an vielen Stellen wesentlich theoretischer, die Physik wendet die Mathematik wesentlich intensiver an und das ist auch nicht unbedingt ohne. Da wird vermutlich mehr Mathematik verwendet als in der Informatik. Sie wird in den meisten Fällen aber dennoch nicht an den "trockenen Teilen" der Mathematik vorbeikommen. Oft müssen Informatiker sowie Physiker gerade genau dieselben Anfängervorlesungen hören, wie die Mathematiker, dass man hier auch schon fast zum Mathematikstudium greifen kann. Ab dem 3. oder 4. Fachsemester ist das meist auch schon die Spezialisierung möglich, so dass man dort durchaus auch anwendungsorientierte Vorlesungen hört (angewandte Mathematik).

Da sie sehr wahrscheinlich ein Nebenfach wählen muss, kann sie das ja auch kombinieren. Die Kombinationen Mathematik/Physik bzw. Mathematik/Informatik sind da ja gar nicht so unüblich. Sie kann sich sonst auch mal an der Uni ihrer Wahl erkundigen, es werden häufig sogar Doppel-Studiengänge angeboten, so dass man mit wenig Mehraufwand gleich zwei Bachelorabschlüsse machen kann.

Wenn sie also dennoch gerne Mathematik betreibt, würde ich zu einem Mathematikstudium mit entsprechendem Nebenfach raten und ggf. sogar ein Doppelstudium in Erwägung ziehen. Wie gesagt, um die mathematischen Grundlagen kommt sie sowieso nicht drum herum, die Vorlesungen sind - wenn es nicht dieselben sind - für Mathematiker in der Regel aber besser strukturiert als irgendein "Abklatsch" a la "Mathematik für Informatiker" oder "Mathematik für Physiker". An meiner Uni waren die ersten 2-3 Fachsemester an Mathevorlesungen für Mathematiker, Informatiker und Physiker identisch, nur waren die Anforderungen zum Bestehen der Klausur bei den Informatikern nicht so hoch. Das müsste man aber im Detail bei den einzelnen Unis nachschauen. Da hilft ein Blick in die entsprechenden Modulhandbücher oder in die Prüfungsordnung.

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Dankeschön :))

Wenn man Informatik studieren will aber nicht so gut in Mathe ist, denkst du man hat trotzdem eine Chance in der Uni oder wird die Mathematik dort eine komplett zerstören?

@Apfelmännchen

@mathenoob Um Mathe kommst du im Informatikstudium nicht Drumherum. Es fängt wie schon erwähnt mit den Grundlagenvorlesungen an, dann kommen Vorlesungen zu Algorithmen und Datenstrukturen ( die waren bei uns auch rein mathematisch, basierend auf dem Buch https://dl.ebooksworld.ir/books/Introduction.to.Algorithms.4th.Leiserson.Stein.Rivest.Cormen.MIT.Press.9780262046305.EBooksWorld.ir.pdf)

Je nach Uni folgen dann noch weitere Veranstaltungen wie Stochastik 1, Graphentheorie usw..

Es könnte also sehr unangenehm werden, wenn einem die Mathematik keinen Spaß bereitet und man sich schwer tut.

Wer sich wirklich nur für Informatik oder ich sag mal für das Nicht-Mathematische interessiert, der sollte in dem Bereich wohl eher eine Ausbildung machen. Die Informatik beruht ja in vielen Teilen auch auf mathematischen Prinzipien, weshalb da schon ein gewisses Grundlagenwissen über den Schulstoff hinaus notwendig sein wird. Je nach Uni unterscheiden sich da aber die Art der Vorlesungen, weshalb ein Blick ins Modulhandbuch oder die Prüfungsordnung etwas mehr Aufschluss darüber geben kann. Wenn man das entsprechende mathematische Interesse nicht aufbringen kann, dann halte ich es tatsächlich eher für schwierig.

Dem schließe ich mich 100%ig an.

@Apfelmännchen

Mit nur Fachabitur (Bayern) und 7 Punkte in Mathe, glaubst du kann man schaffen also jetzt nicht 1,0er Schnitt aber Hauptsache man besteht irgendwie oder sind das 2 komplett verschiedene Welten, die Mathematik dort?

Funktionen o. Ä. war eigentlich nicht so schwer im Fachabi nur halt Stochastik bissel.

Man kann es nicht von den Noten abhängig machen. Auch wenn ich die Mathematik schon immer mochte (und das war mir damals auch immer bewusst), war mein LK in der Schule jetzt auch nur ein guter 3er-Bereich, weil es mit dem Lehrer einfach nicht gut passte. In der schriftlichen Prüfung waren es dann für meine Verhältnisse auch nur "schlechte" 12 Punkte. Wichtiger ist viel mehr, dass du die Motivation und das Interesse mitbringst, dich auch mal mehr und intensiver damit auseinanderzusetzen, denn ein Studium unterscheidet sich grundsätzlich stark von der Schule und das ist unabhängig vom Fach. Die meisten scheitern bereits am Selbststudium, was meist einen Umfang von mindestens 40 % mit sich bringt.

Viele Dinge in der Mathematik sind nicht schwierig, wenn man es erst einmal verstanden hat. Aber ohne das Interesse und den Spaß daran, insbesondere auch am Tüfteln und Knobeln, sollte es schwierig werden. Wenn du etwas im Bereich Informatik machen möchtest, was aber mehr in die Praxis geht, dann ist eine Ausbildung in diesem Bereich besser geeignet. Wenn es erst einmal auch recht theoretisch werden soll, dann kann man ein Studium probieren.

Grundsätzlich: Ich würde kein Studium mit dem Ziel "Hauptsache bestehen" anstreben. Man sollte seine Sache schon gut machen. Allerdings gehen die Mathemodule bei einem Informatikstudium häufig gar nicht oder nur geringfügig in den Schnitt ein. Das wiederum solltest du aber in der entsprechenden Prüfungsordnung nachlesen können.

Ansonsten kann man es auch einfach mal wagen und ausprobieren. Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn man nach einem oder zwei Semestern merkt, dass es vielleicht doch nicht das Richtige ist. Es gibt aber auch Leute, die erst im Studium die Freude am Fach finden. Ich kenne auch einige, die vorher etwas anderes studiert haben und dann aufgrund der Mathemodule sogar zu einem reinen Mathestudium gewechselt sind. Oft kann man sich nämlich bereits bestandene Prüfungen für andere Studiengänge anrechnen lassen. Es gibt also auch dann immer noch die Möglichkeit, das Fach zu wechseln. Da solltest du dich aber entsprechend an der Uni deiner Wahl informieren oder ggf. sogar zur Studienberatung gehen. Die können dir da eine bessere Auskunft erteilen, insbesondere auch bei einer solchen Konstellation.

@Apfelmännchen wie war bei dir das erste Gefühl von Schule auf Studium und bist du damit gut klar gekommen bzw. hast du die Klausuren gut machen können im ersten Jahr?

Sicherlich war es eine Umstellung, aber ich konnte mich schnell daran gewöhnen. Das ist aber auch immer sehr individuell und welche Einstellung zum Studium man mitbringt. Viele meinen ja, man bekommt auch dort alles - wie in der Schule - geschenkt. Dem ist aber nicht so und deswegen gehen schon viele von Grund auf falsch an das Studium heran. Dinge, die ich nicht kann oder verstehe, muss ich ganz einfach nacharbeiten und mich da reinfuchsen. Das ist anfangs durchaus mühselig, lohnt sich langfristig aber.

Meine ersten Klausuren waren tatsächlich so lala. Mir war es aber auch erst einmal wichtig, überhaupt zu bestehen, weil ja immer gesagt wird, die Durchfallquoten seien so hoch. Ich hatte anfangs auch noch Schwierigkeiten bei bestimmten Definitionen oder bei Beweisaufgaben (vor allem in Analysis). Mittlerweile kann ich das aber wesentlich besser. Das ist wohl normal. Allerdings habe ich während meines Studiums auch sehr viel selbstständig gearbeitet, recherchiert, gerechnet, mich mit anderen ausgetauscht und teilweise bis in die Nacht hinein Aufgaben bearbeitet. Das klingt jetzt natürlich alles sehr anstrengend, aber insgesamt hatte ich eine sehr schöne und doch irgendwo entspannte Studienzeit, weil mir die Freude an der Mathematik - auch wenn es oft frustrierend war - stets geblieben ist.

Wer nicht wirklich dafür brennt, wird Schwierigkeiten im Studium haben. Und nein, man muss auch kein Nerd oder Freak sein. :)

Danke für deine ausführliche Antwort! :)

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