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Hallo ihr Lieben!

Ich möchte im Rahmen einer Lehrprobe mit einer 10ten Klasse Gymnasium den binomischen Lehrsatz durchnehmen. Dazu muss ich den Schülern auch den Binomialkoeffizienten erklären.

Ich suche nach einer einfachen und anschaulichen Erklärung dafür. Auf Wikipedia ist das pädagogisch nicht gut erklärt.

Könnt ihr mir ein paar Tips geben?

Danke schon mal vorweg...

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Aloha :)

Ich habe zwar keine pädagogische Ausbildung, schreibe aber trotzdem mal auf, wie ich den binomishchen Lehrsatz einführen würde...

1) Binomialkoeffizient über seine Bedeutung einführen

Beispiel 1: Wie viele Möglichkeiten gibt es, aus der Menge \(\{A,B,C,D\}\) ein Objekte auszuwählen? Antworten der Schüler einsammeln: \(A,B,C,D\).

Beispiel 2: Wie viele Möglichkeiten gibt es, aus der Menge \(\{A,B,C,D\}\) zwei verschiedene Objekte auszuwählen? Antworten der Schüler einsammeln: \(AB,AC,AD,BC,BD,CD\).

Schreibweise  einführen: \(\binom{n}{k}\) ist die Anzahl der verschiedenen Möglichkeiten, aus \(n\) Objekten genau \(k\) auszuwählen. Man sagt für \(\binom{n}{k}\) oft "k aus n" oder im Englischen "n choose k" (=> Hinweis auf Taste [nCr] für "n Choose r" auf dem Taschenrechner, Schüler eventuell 4nCr1 und 4nCr2 nachrechnen lassen.)

Ergebnis der Beispiele in neuer Schreibweise festhalten: \(\binom{4}{1}=4\quad;\quad\binom{4}{2}=6\).

2) Besonderheiten besprechen

\(\underline{\binom{n}{n}=1}\), denn es gibt genau 1 Möglichkeit, um alle Elemente auszuwählen.

\(\underline{\binom{n}{0}=1}\), denn es gibt genau 1 Möglichkeit, kein Element auszuwählen. Vielleicht hier ein Hinweis auf die Megenlehre, dass die leere Menge auch eine Menge ist.

3) Bildungsgesetze für den Binomialkoeffizenten herleiten

Wir haben \(n\) Objekte in einer Menge \(M\). Es gibt \(\binom{n}{k}\) Möglichkeiten, daraus genau \(k\) Elemente auszuwählen. Wie ändert sich diese Anzahl, wenn wir die Menge \(M\) um ein weiteres Objekt auf \(n+1\) Objekte erweitern? Was ist also \(\binom{n+1}{k}\)?

1. Fall: Das neue Element wird nicht ausgewählt. Dann müssen alle \(k\) Elemente aus den bisherigen \(n\) Elementen gewählt werden. Dafür gibt es \(\binom{n}{k}\) Möglichkeiten.

2. Fall: Das neue Element wird ausgewählt. Dann müssen nur noch \(k-1\) Elemente aus den bisherigen \(n\) Elementen ausgewählt werden. Dafür gibt es \(\binom{n}{k-1}\) Möglichkeiten.$$\Rightarrow\quad\underline{\binom{n+1}{k}=\binom{n}{k}+\binom{n}{k-1}}$$

Beispiel 3: Aus der Menge \(\{A,B,C,D,E\}\) sollen 2 Elemente gewählt werden. Antworten der Schüler einsammeln: AB, AC, AD, AE, BC, BD, BE, CD, CE, DE. Darauf hinweisen, dass es 10 Möglichkeiten sind. Das Bildungsgesetz nachrechnen:$$10=\binom{5}{2}=\binom{4}{2}+\binom{4}{1}=6+4$$

4) Pascal'sches Dreieck erklären

Das in (3) gefundene Bildungsgesetz im Pascal'schen Dreieck festigen: "Die beiden darüber stehenden Zahlen werden addiert."$$\begin{array}{c}1\\1 \;\; 1 \\ 1 \;\; 2 \;\; 1\\ 1 \;\; 3 \;\; 3 \;\; 1\\ 1 \;\; 4 \;\; 6 \;\; 4 \;\; 1\\ 1 \;\; 5 \;\; 10 \;\; 10 \;\; 5 \;\; 1\end{array}\quad\quad\begin{array}{c}\binom{0}{0}\\\binom{1}{0} \;\; \binom{1}{1} \\ \binom{2}{0} \;\; \binom{2}{1} \;\; \binom{0}{2}\\ \binom{3}{0} \;\; \binom{3}{1} \;\; \binom{3}{2} \;\; \binom{3}{3}\\ \binom{4}{0} \;\; \binom{4}{1} \;\; \binom{4}{2} \;\; \binom{4}{3} \;\; \binom{4}{4}\\ \binom{5}{0} \;\; \binom{5}{1} \;\; \binom{5}{2} \;\; \binom{5}{3} \;\; \binom{5}{1} \;\; \binom{5}{0}\end{array}$$Jetzt kannst du noch auf die Symmetrie hinweisen, dass man die Zeilen im Pascal'schen Dreieck von links nach rechts oder umgekehrt lesen kann:$$\underline{\binom{n}{k}=\binom{n}{n-k}}$$

5) Formeln zur schnelleren Berechnung herleiten (eventuell als Hausaufgabe?)

Führe die "bekannte" Form des Binomialkoeffizienten ein: \(\binom{n}{k}=\frac{n!}{k!\cdot(n-k)!}\)

Zeige, dass die rechte Seite alle unsere bisher gefundenen Zusammenhänge korrekt beschreibt:

$$\binom{n}{0}=\frac{n!}{0!\cdot(n-0)!}=\frac{n!}{1\cdot n!}=1$$$$\binom{n}{n}=\frac{n!}{n!\cdot(n-n)!}=\frac{n!}{n!\cdot1}=1$$$$\binom{n}{k}+\binom{n}{k-1}=\frac{n!}{k!\cdot(n-k)!}+\frac{n!}{(k-1)!\cdot(n-(k-1))!}$$$$\phantom{\binom{n}{k}+\binom{n}{k-1}}=\frac{n!}{k\cdot(k-1)!\cdot(n-k)!}+\frac{n!}{(k-1)!\cdot(n+1-k)\cdot(n-k)!}$$$$\phantom{\binom{n}{k}+\binom{n}{k-1}}=\left(\frac{1}{k}+\frac{1}{n+1-k}\right)\frac{n!}{(k-1)!\cdot(n-k)!}$$$$\phantom{\binom{n}{k}+\binom{n}{k-1}}=\frac{n+1}{k\cdot(n+1-k)}\cdot\frac{n!}{(k-1)!\cdot(n-k)!}$$$$\phantom{\binom{n}{k}+\binom{n}{k-1}}=\frac{(n+1)\cdot n!}{k\cdot(k-1)!\cdot(n-k)!\cdot(n+1-k)}$$$$\phantom{\binom{n}{k}+\binom{n}{k-1}}=\frac{(n+1)!}{k!\cdot((n+1)-k)!}=\binom{n+1}{k}$$$$\binom{n}{n-k}=\frac{n!}{(n-k)!\cdot(n-(n-k))!}=\frac{n!}{(n-k)!\cdot k!}=\binom{n}{k}$$

6) Binomischen Lehrsatz erklären

$$(a+b)^n=\underbrace{(a+b)\cdot(a+b)\cdot(a+b)\cdots(a+b)}_{n\text{ Faktoren}}$$Beim Ausmultiplizieren mittels des Distributivgesetzes wird aus jeder Klammer entweder ein \(a\) oder ein \(b\) genommen. So erhalten wir \(n\) Faktoren, die miteinader multipliziert werden. Dabei treten folgende Produkte auf:$$a^n\;,\;a^{n-1}b\;,\;a^{n-2}b^2\;,\;a^{n-3}b^3\;,\;\ldots\;,\;a^2b^{n-2}\;,\;ab^{n-1}\;,\;b^n$$Mittels des Binomialkoeffizienten können wir bestimmen, wie oft jedes dieser Produkte auftaucht. \(a^n\) erhalten wir nur, wenn wir aus jeder Klammer ein \(a\) auswählen. Dafür gibt es \(\binom{n}{0}=1\) Möglichkeit. \(a^{n-1}b\) erhalten wir, wenn wir aus genau einer der \(n\) Klammern ein \(b\) auswählen und aus allen anderen Klammern ein \(a\). Dafür gibt es \(\binom{n}{1}=n\) Möglichkeiten. \(a^{n-2}b\) erhalten wir, wenn wir aus genau zwei der \(n\) Klammern ein \(b\) auswählen und aus allen anderen Klammern ein \(a\). Dafür gibt es \(\binom{n}{2}\) Möglichkeiten... Diese Feststellung fassen wir im binomischen Lehrsatz zusammen:$$(a+b)^n=\sum\limits_{k=0}^n\binom{n}{k}a^{n-k}b^k$$Als Beispiel würde ich \((a+b)^3\) zunächst mit dem Pascal'schen Dreieck und dem binomischen Lehrsatz hinschreiben und danach explizit ausrechnen, damit die Schüler sehen, dass dasselbe Ergebnis rauskommt.

7) Induktionsbeweis des binomischen Lehrsatzes (eventuell als Hausaufgabe)

Obwohl der binomische Lehrsatz, so wie er hier eingeführt wurde, völlig offensichtlich ist, könnte man ihn noch mittels vollständiger Induktion beweisen. Aber vermutlich wird dafür die Zeit im Unterricht nicht mehr reichen. Daher kannst du das vielleicht als Hausaufgabe aufgeben...

Avatar von 152 k 🚀

Da dachte ich, als angehende Lehrerin wäre ich gut ausgebildet und hätte Mathematik gut verstanden... und dann lese ich so eine Antwort.

@Tschakabumba:

Das ist super anschaulich und verständlich erklärt. Wenn man deine Antworten liest, kann man Mathe verstehen. Das ist ein ganz anderes Level als einfach nur Def-Satz-Beweis und Formeln pauken.

Vielen Dank dafür!!!

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Ich würde einen Stadtplan von MathCity zeigen, bei dem alle Straßen in einem Raster aus Quadraten oder kongruenten Rechtecken verlaufen.

So ungefähr:

























Stephan Stochastikus will auf kürzestem Weg von der Ecke oben links zur unteren rechten Ecke. Ein Hubschrauber steht ihm nicht zur Verfügung. Wie viele verschiedene Wege gibt es.

Die Wege mir r(echts) und l(inks) kodieren und den Zusammenhang mit dem Ziehen roter und weißer Kugeln zeigen.

Es könnten verschiedene Gruppen auch verschiedene Aufträge bekommen:

Gruppe 1: MathCity

Gruppe2: Rote/weiße Kugeln

Gruppe3: Zahlen aus 1en und 2en bilden

Gruppe4: Pascalsches Dreieck

Alle Gruppen kommen auf die gleichen Anzahlen

Klären, dass alle Gruppen den Binomialkoeffizienten bestimmt haben.

Avatar von 47 k

Gruppe 5: Wie viele Teilmengen besitzt eine Menge mit n Elementen?

(an den Beispielen n=5, n=4, n=3, n=2 )

Unterteile deine Antwort in

Anzahl der Teilmengen mit ...

 n Elementen

 n-1 Elementen

 n-2 Elementen

...

2 Elementen

einem Element

keinem Element

Eine schöne Idee, die kann ich gut als Hausaufgabe aufgeben, zur Vertiefung.

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Ich hab da mal was vorbereitet: https://gofile.io/?c=68Dsi0. In diesem Artikel sind mehrere Szenarien zusammengefasst, in denen der Binomialkoeffizient vorkommt. Ich fand es früher immer seltsam, wenn ein neuer Fachbegriff eingführt wurde, der lediglich in einem Zusammenhang relevant ist.

Avatar von 107 k 🚀

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