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Hallo zusammen,

ich hätte mal ein wichtiges Thema, was mich gerade bischen mental belastet. Die soll jetzt allgemein sein, d.h. schätzungsweise. Die Frage ist:

Wie wichtig sind die Noten im ersten Studienjahr im Mathematikstudium? (Natürlich ist es immer besser je höher die Note, jedoch geht es hier um die Notwendigkeit).

Ich habe jetzt z.B. das zweite Semester Mathematik fertig und habe jetzt trotz guter Vorbereitung nur ,,mittelmässige‘‘ Noten gehabt in den Klausuren. (Lin.A. 2 und Ana 2). In Lin.A. habe ich gesehen, das es wegen den Punktabzügen aus unnötigen Fehlern war, die höchstwahrscheinlich durch Nervösität kamen und die Ana Klausur war bischen unschön gestellt (Bei der lief es soweit ich es mitbekam, bei vielen nicht so gut…). Bei uns wurden im Erstsemester die Klausuren (Ana 1 und Lin A 1) nicht benotet, jedoch sind sie jetzt im zweiten Semester benotet (obwohl die gerade bei mir super waren ), d.h. meine Leistungen zählen natürlich erst jetzt, wo es nicht so top war. Ich habe gesehen/gehört, das ich aber nicht der einzige bin und das allgemein viele vorallem im ersten Studienjahr sogar durchfallen und es nicht schaffen. D.h. also allgemein sollen die Klausuren im ersten Studienjahr ja nicht besonders gut ausfallen, wenn man jetzt die paar Ausnahmefälle ignoriert. Ab dem 3. S. soll dann wohl auch die Steigerung kommen nach vielen Aussagen. Daher interessiert mich halt, wie relevant die Noten am Anfang sind und ob sie schon die Gesamtleistung im Bachelor beeinflussen können. Ich frage halt auch andererseits, da ich wissen möchte, ob es bzgl. diesen eher nicht so guten Leistungen, es noch etwas bringt weiter zu machen und ob ich überhaupt noch eine Chance habe. Natürlich ist das Interesse, was auf jeden Fall bei mir noch vorhanden ist wichtiger, jedoch sind eben auch die Leistungen wichtig. Ich würde mich auf Ratschläge und Tipps freuen, da mir das Thema gerade echt am Herzen liegt.

LG,

Timm

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2 Antworten

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Beste Antwort

Hey,

Noten sind grundsätzlich immer ein "schwieriges Werkzeug" zur Bewertung von Leistungen, da viele Faktoren dort eine Rolle spielen. Es fängt schon bei den unterschiedlichen Anforderungen der Profs. an. Manche Klausuren sind leicht und bestehen nur aus Rechenaufgaben, wo man gut durchkommt. Andere verlangen wiederum auch kleine Beweise, was gerade im ersten Studienjahr nicht immer so leicht sein muss.

Wichtiger ist vielmehr, dass du die Konzepte und Beweistechniken soweit verstanden hast, dass du sie auch anwenden kannst. Dass du noch motiviert bist, dich mit mathematischen Problemstellungen auseinanderzusetzen und dir das Studium, auch wenn es manchmal stressig ist, Spaß bereitet. Ab dem 3., manchmal auch erst ab dem 4. Semester kommen dann die Wahlpflichtmodule, wo man anfängt sich zu spezialisieren. Da hört man dann diejenigen Module, die einem auch mehr liegen.

Ich würde mir da soweit erstmal keinen Druck machen, solange du die Klausuren bestanden hast. Der Einfluss auf den Schnitt am Ende ist marginal. Häufig wird das schlechteste Modul auch gar nicht berücksichtigt. Das müsstest du aber in deiner Prüfungsordnung nachlesen. Der Vorteil bei den Wahlpflichtmodulen ist beispielsweise, wenn eines nicht so gut ist, dass du es möglicherweise durch ein anderes ersetzen kannst. Es hindert dich ja niemand daran, mehr Module zu hören als notwendig.

Ich musste mich bspw. im 4. Semester zwischen Algebra und Funktionentheorie entscheiden. Ich habe einfach beides gehört. Algebra war letztendlich eine 4,0, weil mir das zu der Zeit einfach gar nicht lag und in Funktionentheorie hatte ich dann eine 2,7. Während die letztere Note in den Schnitt einging, wurde Algebra nur anerkannt und brachte zusätzliche ECTS.

Also, mach dir keine Sorgen, entspanne dich und gehe deinen Weg. Ich kenne auch Leute, die haben bestimmte Klausuren erst im zweiten oder sogar dritten Versuch bestanden und hatten am Ende noch einen Schnitt im guten 2er-Bereich, von denen ich heute aber sagen würde, dass sie nicht unbedingt gute Mathematiker sind. Sie waren eher fleißig. ;)

da ich wissen möchte, ob es bzgl. diesen eher nicht so guten Leistungen, es noch etwas bringt weiter zu machen und ob ich überhaupt noch eine Chance habe.

Hier stellt sich natürlich die Frage, eine Chance worauf? Schau mal in deine Prüfungsordnung. Dort sollte irgendwo etwas zur Berechnung der Durchschnittsnote stehen. Da kannst du ja mal etwas rumrechnen, um zu sehen, wie sich deine mittelmäßigen Noten auswirken würden, wenn die nächsten Noten besser werden.

Du solltest auch nicht vergessen, dass die Bachelorarbeit im 6. Semester schon einen großen Teil der Durchschnittsnote ausmacht (ca. ein Sechstel) und Studenten dort in der Regel sehr gute bis gute Leistungen erzielen.

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Danke Dir für die ausführliche und wirklich motivierende Antwort :)

Das schätze ich wirklich sehr

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Die Frage kann man eigentlich nur mit "Ja und Nein" beantworten.

Eine gute Klausurnote sagt aus, dass du - wenn die Klausur nicht extrem einfach war, was im Mathestudium selten ist - das Thema gut verstanden hast. Da es sich um Grundlagen handelt, die du später einfach im Unterbewusstsein abrufbereit haben musst, ist es also schon etwas wichtiges. Du hast keine Zeit, dich im sechsten Semester in algebraischer Geometrie zu fragen, wie ein Induktionsbeweis geht oder wie genau sich nochmal Normalteiler verhalten. Wenn du dich auf Stoffebene \(n\) bewegst und Stoffebene \(n-5\) noch nicht absolut flüssig bist, wirst du Zeit verschwenden, die du nicht hast.

Man kann die wichtigen Konzepte auch super verstanden haben, ohne eine gute Note geschrieben zu haben. Zu einer guten Note kommt man meistens nur auf einem Weg: Du hast alles verstanden und genug geübt, um es schnell und präzise anwenden zu können. Zu einer schlechten Note kannst du auf dutzende verschiedene Weisen gelangen: Keinen Schlaf gehabt, Migräne, Krank, Leben ist dir in den Weg bekommen, keine Zeit zu lernen gehabt, sehr schwere Klausur, Thema liegt dir nicht, Klausurangst, einfach kein Glück mit der Aufgabenauswahl gehabt usw.

Am Ende ist es wichtig, dass dein Notendurchschnitt gut genug ist, dass du dir nichts verbaust, was du eigentlich anstreben willst, z.B. einen Master. Wenn du in Cambridge studieren willst, solltest du nicht mit dreien zufrieden sein. Wenn du an der gleichen Uni einen Master machen willst, brauchst du fast überall nur eine 2.5 im Durchschnitt.

Meine ersten zwei Semester sahen folgendermaßen aus: Ana 1/2 1.3/1.0, La1/2 3.7/1.7, Algorithmische Mathematik 1/2 4.0/4.0. Meine Vorlieben und Fähigkeiten/Unfähigkeiten schienen sich schnell abzuzeichnen. Habe natürlich erstmal den Zweig Analysis weiter verfolgt und bin in Richtung Topologie gegangen anstelle von "echter" Analysis. Da auch viel bessere Noten gehabt durchgehend. Aus dem Blickwinkel auch viele Dinge in meinem Kopf im Gebiet Algebra aufräumen können, als vom geometrischen Blickwinkel aus Gruppentheorie erst wirklich "Klick" gemacht hat. Habe dann einen B.Sc. in algebraischer Topologie gemacht und dann auf Informatik gewechselt, wo ich durch meine Liebe zur Geometrie/Topologie dann in Richtung Algorithmik schwank (Computational Geometry/Topology), was ja eigentlich gar nicht mein Ding sein sollte. Fand ich aber klasse, und mache das immer noch.

Sei einfach interessiert und verfolge mit Neugier deine Interessen, der Rest kommt von selbst.

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Ich danke Dir für die hilfreiche Antwort :)

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