Ich glaube das Wesentliche, worauf es eigentlich ankommt, wirst du nicht verstehen, wenn du nicht bereit bist, in das wohl schwierigste Kapitel der Matrixalgebra einzusteigen: die ===> Elementarteiler ( ET ) hervor ragend erklärt in Kowalsky bzw. Greub Band 2 .
Diese Phrase von der " geometrischen Vielfachheit " - sie macht mich raaaaasend.
Wer " geometrische Vielfachheit " sagt, gibt nur zu erkennen, dass er keine Ahnung hat von ET .
Es ist wie allgemein in der Algebra; siehe z.B. Artin oder v . d . Waerden. Das wichtigste Polynom im Leben einer Nullstelle ist ihr ===> Minimalpolynom . Und bei Matrizen ist das eben nicht viel anders.
Dasjenige Polynom, das wirklich etwas Existenzielles aussagt über deine Matrix A , ist sein Minimalpolynom
p_min ( x ; A ) ( 1a )
und eben nicht die Säkulardeterminante ( SD )
p_det ( x ; A ) := det ( A - x * 1| ) ( 1b )
Aus der ET Teorie folgt
1) Jede Matrix löst ihre eigene SD ( Bei einer ===> halbeinfachen, also diagonalisierbaren Matrix wäre das auch trivial. Aber es gilt allgemein. )
2) Das Minimalpolynom teilt die SD.
3) Seine Wurzeln sind genau die Eigenwerte.
Als Vielfachheit bezeichnet man insbesondere nur die Vielfachheit eines Eigenwerts in der SD.
Ich sagte dir; das Minimalpolynom teilt die SD . In deinem Falle gäbe es also die Möglichkeiten
p_min ( x ; A ) = x ^ k ( x - 1 ) ^ m ( 2a )
k = 1 , 2 , 3 ; m = 1 , 2 ( 2b )
Diese Faktoren ( 2a )
x ^ k ( 3a )
bzw.
( x - 1 ) ^ m ( 3b )
heißen die zu Eigenwert Null bzw. Eins adjungierten ET .
Der Grund, warum man sowas macht: Im Gegensatz zu den Eigenvektoren ist die ET Zerlegung immer ===> direkt. Auch dann, wenn eine Matrix nicht diagonalisierbar ist. Ich schnitze mir zwei sog. Komponentenräume ( KR ) V0 und V1 . Dann gilt
1) K ^ 5 = V0 + V1
2) Die Beschränkung von A auf V0 bzw. V1 ist ein Endomorphismus.
3) Das Minimalpolynom von A auf V0 bzw. V1 ist der jeweilige ET ( 3ab )
4) Die Dimension jedes KR ist gleich der Vielfachheit des zugehörigen Eigenwertes; demnach 2 bei V1 und 3 bei V0.
5) Daraus ergibt sich die SD von A auf V0 zu x ³ so wie ( x - 1 ) ² auf V1 .
Zunächst mal ist der Eigenwert von A auf V1 gleich Eins ===> A ist regulär auf V1 ; V1 liegt im Bild von A . Im Falle m = 1 in ( 3b ) ist A zusätzlich diagonalisierbar auf V1, also gleich der einheitsmatrix. Für m = 2 ist das nicht mehr der Fall; es existiert keine Basis von Eigenvektoren.
Du siehst; deine Behauptung kann nicht stimmen. Der Rang von A auf V1 ist 2 völlig unabhängig davon, wie viel Eigenvektoren du in V1 findest.
Die wirklich bösen Dinge passieren aber in V0, wo sich Natur gemäß der Kern aufhält. Du musst einfach sehen: Im Gegensatz zur ET Zerlegung ist ja die Zerlegung nach Kern und Bild nicht direkt. Ein bestimmter Vektor kann gleichzeitig im Kern und im Bild liegen. Da die Vielfachheit des Eigenwerts Null gleich 3 beträgt, hat V0 dimension 3 . Rang 3 bedeutet jetzt zwei Kernvektoren v1 und v2 .
A v1 = A v2 = 0 ( 4a )
A v3 = k1 v1 + k2 v2 ===> A ² = 0 ( 4b )
In diesem Fall war es uns also möglich, aus dem Rang den Grad des ET zu rekonstruieren.
Ist vielleicht alles noch bissele neu für dich; kaum ein Student hat je davon gehört.