Ich werde dir sechs Anekdoten berichten; die ersten beiden gehen um mein Lesterschwein - äh; mein Schwesterlein Babs.
Was ist Panzerglas?
So acht werde ich gewesen sein und sie sieben. Da drehte sich in der Auslage eines Juweliers eine Lichtmühle.
Meiner " geistigen Reife " entsprechend - so nennt man das glaub ich -
( Es ist mir immer wieder peinlich; es passt nicht zu mir. Schließlich habe ich 16 Jahre Vernehmung durch einen Agenten des israelischen Mossad hinter mir; ständig sah ich mich genötigt, ihm vorzuhalten, ihm ermangele es an " geistiger Reife " ... )
Also meiner damaligen Reife entsprechend wusste ich, dass der Laden durch Panzerglas gesichert war. Und die Babs sah die Mühle als geiles Spielzeug an; hier wer hat den Film gesehen
" Charly und die Schokoladenfabrik "
( Ich als Passivzuschauer geschlagene drei Mal. )
Also die Scheibe war so Blitze blank geputzt. Und der Mensch ist bekanntlich ein Augentier. Ich will sie noch zurück halten, Vorsicht Panzerglas !!!
Und - rrrrumms - ein lauter Aufschrei. Sie hatte eine Beule am Kopf ...
2) Es war auf dem Rummelplatz - Kirmes nennt man das glaub ich. Und da bekam die Babs jedesmal den Heulerich, wenn der Ojo an der Losbude schon wieder in seine Tröte rief
" Und schon wieder die große Auswahl. Wie heißest du? Gisela. Gisela wir freuen uns mit dir; du hast den ersten Preis gewonnen - eine Babypuppe, die sprechen kann. " Und die Babs hörte gar nicht mehr auf zu quengeln
" Ich auch Puppe haben. Hörst du nicht, was der Losverkäufer sagt? "
Mein Daddy, Spitzname " Leo "
" Ich zahl dir zwei Lose; zwei Mal 50 Pf . Dann ist aber Schluss. "
Natürlich warewn es Nieten.
Als die Babs insistierte und gar nicht mehr zu beruhigen war
" Komm sei vernünftig. In jedem Topf sind tausend Lose und nur ein erster Preis. glaubst du etwa, der brüllt in seine Tröte, schon wieder eine Niete? "
Oh doch; 1959, wo es das Wort noch gar nicht gab, engagierte sich Leo faktisch gegen den Konsumterror.
An sich war er ja der Typ Besserwisser und Brüllaffe. Und selbst wenn er im Unrecht war, fiel es ihm durchaus nicht schwer, seinen Willen mit den Mitteln des Psychoterrors durchzusetzen.
Deshalb war ich verblüfft, dass er sich von der Babs breit schlagen ließ, den ganzen Lostopf für 100 DM zu kaufen - genug Geld, um es zum Fenster rauszuschmeißen, war ja vorhanden.
Von meinem Standpunkt aus wandte ich ein, als pädagogosche Perspektive sei sein Verhalten nicht optimal.
( Unterstützt von den anderen Jungs der Teodor-Heuss-Schule. die in einem Teach in definiert hatten, " Weiber " seien
" blöd, ehrlos ( !!! ) unkameradschaftlich, habgierig und Trieb gesteuert " , wohingegen die Ratio eine " rein männliche Eigenschaft " sei. )
Was ist Spielsucht? Geradezu frenetisch zerriss die Babs 90 Nieten; und als sie dann den Hauptgewinn in Händen hielt, freute sie sich über die Puppe wie ein Schneekönig ...
3) Es gibt einen Roman von ===> Hans Fallada; meiner Meinung nach sein bester.
" Wolf unter Wölfen "
Dort wird ( u.a. ) das Leben des Spielers " Wolf Pagel " beschrieben - meiner Meinung nach spricht Fallada die Problematik sehr sachlich an. Pagel der nicht mal davor zurück schreckt, seim armes altes bettlägeriges Mütterlein um ihre Gemäldesammlung zu berauben, um diese zu geld zu machen.
In Ofzierskreisen der ===> Reichswehr an sich wohl gelitten, muss sich " Granatenpagel " bei seinen Kommissbrüdern eine Gardinenpredigt anhören, " sooo kann man doch unmöglich mit Geld umgehen. "
Wir bekamen übrigens mal weihnachten von Leo ein Roulettspiel geschenkt. Bei dieser Gelegenheit gestand uns Leo, auch er habe mal eine Phase durch gemacht, wo er glaubte, es gebe matematische Formeln, um an Hand von ===> Permanenzen seine Gewinnchancen zu erhöhen - genau das selbe Verhalten attestiert Fallada übrigens seinem Pagel.
( Fallada ist Enthüllungsschriftsteller ala ===> Günter Wallraff; der hat sich nix ausgedacht. Der hat das alles selbst erlebt. )
Und damit komme ich zu Punkt 4) ; ich entstamme einemWelt-elektronikkonzern. ein Kollege machte mir gegenüber mal eine aufschlussreiche Bemerkung
" Man merkt ja nicht immer gleich, wer sein Gegenüber ist. Nicht jeder glaubt, dass es matematische Formeln gibt, um das Roulette zu besiegen. Aber so bald ich merke, dass ein Bekannter von mir an sowas glaubt - sowas wird dann immer vertreten unter dem Siegel der Vertraulichkeit - dann breche ich die Beziehung sofort ab; mit so Simpeln habe ich nix zu schaffen . "
Übrigens da wir schon beim Lotto sind. Kennst du sie, diese Zeitungshoroskope, die dir aus deinem Geburtsdatum die Glückszahlen der Woche vorher sagen? Bitte wie soll das gehen? Von wessen Geburtsdatum hängen denn diese Zahlen ab? Kennst du das Chanson von ===> Mara Kayser
" Der Kosmos wird's schon richten ... "
Akt 5 des Trauerspiels; okay hier habe ich mich blamiert - mea maxima. Es geht um einen Kettenbrief.
In Kanada wurde eine " Kirche für das Weiterleben Jesu Christi nach seiner Kreuzigung " ins Leben gerufen; diesem sei es gelungen, nach Kaschmir zu entkommen ...
Diese Kirche tut nun nichts weiter als: Sie hat einen Bischof. Und gegen einen Obolus von 100 Killodollar wirst du selber zum Bischof gekrönt; freundlicher Hinweis: wenn du deinerseits 11 Bischöfe ordinierst, hast du die Unkosten wieder rein und bist obendrein noch Millionär ...
Ganz klar ein Kettenbrief. Leo durchschaute das aber nicht; und dazumal hatte ich auch noch nicht davon gehört.
Leo berichtet mir, er habe viele Kunden und Geschäftspartner auf die Sache angesprochen; sie alle hüllten sicn in vieldeutiges Schweigen.
Hatten die jetzt selber angst, sich zu blamieren, wenn sie was Falsches sagen? Oder gab es da auch welche, die dachten, der Leo is dirch'n Wind?
6) Es gibt Spiele, die du mit Geschick gewinnen kannst: Black Jack ( 17 + 4 ) wo dir also deine Intelligenzu echt was nützt.
Das ZDF rotzte nun den Vertreter einer solchen Spielschule an
" wenn man dieses Spiel gewinnen könnte. Warum spielen Sie dann nicht selber, statt eine Schule zu gründen? "
" Typische Scheinlogik; Gegenargument: Warum gibt es Schachschulen? Und außerdem; ICH bin längst abgebrannt. Mich schmeißen die Rausschmeißer aus allen Kasinos raus. "
Das ZDF machte die Probe. Der Mr. Knister bestand aber darauf, dass die Permanenz mitgeschrieben wird, damit der einen Vergleich hat, um wie viel er besser gespielt hätte.
Hier seine Reaktrion:
" An dem Abend haben Sie 200 DM gewonnen. An Hand der Permanenz weise ich Ihnen nach: ICH hätte 2 00 gewonnen. Das macht einen Faktor Zehn; meine Gewinnmarge beträgt Tausend. Ich meine das so: wirkungsgrad 10 * Marge tausend ergibt ein Honorar von 10 00 DM ... "
Da gibt es einen Film; hat er nicht einen Oscar?
Ein Chemieprof baggert Studenten an, die finanziell eher klamm sind. Dann bringt der denen bei, systematisch in allen Kasinos abzuräumen; das geht natürlich nur, wenn du Taubstummensprache benutzt und andere Vorsichtsmaßnahmen ergreifst, dass dich die Gorillas nicht hochkant raus schmeißen.
Echt spannender Film; über viele Irrungen und Wirrungen fliegt die Sache am ende doch auf. Wie üblich geben sich alle Gruppenmitglieder gegenseitig die Schuld.
Am Schluss eine geradezu philosophische Szene; der Protagonist, nennen wir ihn Jeff ( Namenm kann ich mir nie merken ) steht dem Ober-Rausschmeißer gegenüber, der ihm sehr freundlich vermittelt, dass er durchaus im Stande sei, jeden seiner Knochen einzeln zu zerlegen.
" Schau mal; in deinem Koffer befindet sich eine Million. Das ist meine Rente. Und was machst DU beruflich? Bist du etwa ein Verrückter, dass du dich mit mir anlegen willst? "
" Ich bin Student. "
" Dacht ich mirs doch; also jemand, der vernünftigen Argumenten zugänglich ist. Lass den Koffer stehen; und tu das, was dich wirklich intressiert: studieren. "
Erst jetztt kurz vor Schluss kommt jene Volte, die mich immer so begeistert. Leider gibt es nur wenige Stories dieses Typs.
Dies alles ist " praktisch " nicht passiert - jeden Falls nicht in der aktuellen Zeiot, in der der Film spielt.
wovon soll Jeff sein Studium finanzieren? Da gibt es ein Stipendium, da kannst du dich aber nur bewerben, wenn in deinem Lebenslauf drin steht, dass du vor deinem Studium etwas Mega Originelles gemacht hast, ein " Alleinstellungsmerrkmal "
Jeff berichtet von den Millionen und von der Spielbank. Und nunmehr sei er abgebrannt; und aus diesem Grunde benötige er das Stipendium ...