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Ich werde voraussichtlich dieses Jahr mein Abitur beenden und ich habe vor, danach Informatik zu studieren. Ich würde zeitgleich aber auch gerne Mathe studieren, da ich Mathe schon immer mochte und ich auch davon ausgehe, dass sich Informatik und Mathe sehr gut ergänzen und sowieso teilweise überschneiden.

Nun habe ich mich an den Universitäten informiert und all die Unis, welche so ein Doppelstudium anbieten, bieten nur eines zur "angewandten Mathematik" an. Die Meinung über dieses Studienfach gehen weit auseinander, viele sehen gar keinen Unterschied zur normalen Mathematik, andere sagen dieser Studiengang ist absolut sinnlos.

Weiß hier, in einem Matheforum, vielleicht jemand mehr über die "angewandte Mathematik" und wieso anscheinend keine Uni ein Studium der "normalen" Mathematik mit dem Informatikstudium anbietet?

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An meiner Uni kann man sich z.B. in 100% reine Mathematik einschreiben und dann auch trotzdem ohne Probleme so viel Informatik, Physik, Chemie und was man sonst halt auch immer hören will belegen (ob man es sich anrechnen lassen kann, ist dabei ja erst einmal egal).. Wenn du dich in angewandte Informatik einschreibst, kannst du dich bei uns aber auch in algebraische Geometrie 42 setzen, wenn es dich denn interessiert. Denke das wird sich bei anderen Unis nicht signifikant unterscheiden. Du musst also nicht einmal zwingend einen dieser 50%-50% Bachelor Studiengänge wählen, um dein Ziel zu erreichen - zumal die teilweise auch nicht für die reinen Master Studiengänge qualifizieren (wirf da mal einen Blick in die Prüfungsordnungen deiner Wunsch-Hochschulen). Außerdem kannst du dich auch noch über Hilfskraftstellen, Praktika, Werkstudentenstellen etc. praktisch weiterbilden.

Du musst dann aber eventuell mehr Arbeit in dein Studium investieren, als eigentlich nötig. Wenn du dich am absoluten Minimum orientieren willst, ist dieser Weg dann vermutlich nicht der richtige für dich (ist aber eh keine gesunde Einstellung). Wenn dich Mathematik aber sehr begeistert und du auch Interesse an eher theoretischen Aspekten und Überlegungen hat - die nicht unbedingt so viel mit der Realität zu tun haben, kann dir auch ein reines Mathematik Studium sehr viel Freude bereiten. Und darum sollte es auch gehen. Wenn du nicht komplett auf den Kopf gefallen bist, wirst du mit einem Abschluss in all diesen Studiengängen einen Beruf finden, der dir Spaß macht und den du dann auch gerne ausübst. Lass dich also nicht von irgendwelchen Leuten verunsichern. Wenn du Lust auf Mathematik hast: nutze die Chance jetzt und mach's. Die kommt nämlich vermutlich danach nicht so schnell wieder. Wenn du dafür ein bisschen länger studierst: egal. Dein Hinterteil kannst du danach immer noch lang genug in irgendeinem Büro breit hocken...

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Aloha :)

Mit reiner Mathematik kannst du nichts anfangen, die ist nur gut, wenn du in irgendeine Form von Lehramt möchtest. Früher konnte man reine Mathematiker noch bei Versicherungen finden, um dort irgendwelche Modelle auszurechnen, aber selbst das hat sich im Zeitalter von Computer-Simulationen überholt. Wir haben in der Firma zwei Mathematiker beschäftigt, die machen technische Betriebsanleitungen für Geräte, die Ingenieure und Softwareentwickler entwickelt haben.

Reine Informatik ist fast genauso nutzlos. Da lernst du im Studium viel über Codes, formale Sprachen, Berechenbarkeit, Graphentheorie, Laufzeitanalysen... aber du lernst nicht, wie man eine Datenbank vernünftig aufbaut, richtig programmiert und vor allem wie man die Komplexität von Problemstellungen strukturiert und analysiert. Du findest damit aber immer noch besser einen Job außerhalb des Elfenbeinturms, weil viele Personalabteilungen noch denken, ein Informatiker könnte irgendwas programmieren.

Die "Angewandte Mathematik" ist genau die Mischung aus beiden (reiner Mathematik und reiner Informatik), die im Berufsleben gebraucht wird. Dort lernst du, wie man sich mit ein wenig Mathematik viel Programmieren sparen kann und mit etwas Programmieren viel Mathematik ersparen kann. Du lernst den Umgang mit mathematischen Modellen, deren Anwendung in der Praxis und vor allem deren effiziente Codierung in potenten Programmiersprachen. Für die zukünftigen Anforderungen an Automatisierung, Digitalisierung und KI genau das richtige Studium.

Hier noch ein Info-Link zu einer sehr guten Hochschule für Angewandte Mathematik

https://www.youtube.com/watch?v=-rdKQi_XE7o

Avatar von 152 k 🚀

Wow, vielen lieben Dank für all die Informationen, gerade KI interessiert mich, da hört sich das ja wirklich gut an!

Verstehe ich das richtig, dass es sich bei "Angewandte Mathematik und Informatik" dann um nur einen Studiengang handelt? Ich bin bisher davon ausgegangen, dass es sich dabei um zwei Studiengänge handelt, welche man zeitgleich macht und am Ende dann jeweils den Bachelor für Informatik und den Bachelor für Angewandte Mathematik macht.

Mit reiner Mathematik kannst du nichts anfangen, die ist nur gut, wenn du in irgendeine Form von Lehramt möchtest.

Reine Informatik ist fast genauso nutzlos.

Aua.

Hallo T,

Deine Bewertung der hier beworbenen Hochschule mag man als persönlich vertrauenswürdig einschätzen.

Ein "Beweis" ist der Film nicht. Jeder, der über ein wenig Kritikfähigkeit verfügt, erkennt, dass hier alle Tricks der Werbung eingesetzt worden sind, vor allem "menschelt" es sehr schön.

Jede Hochschule könnte einen solchen Werbefilm drehen, ohne explizit lügen zu müssen.

Zur Sache selbst: Nach meinen unsystematischen Erfahrungen werden Mathematik-Absolventen sehr häufig wegen ihrer grundsätzlichen Fähigkeit zum strukturellen Denken eingesetzt - unabhängig davon in welchen Mathematikzweigen sie erworben wurden. Natürlich muss man in der Bewerbung deutlich machen, dass man zur Anwendung von Mathematik oder allgemeiner strukturellem Denken bereit und in der Lage ist.

Gruß Mathhilf

@Pinfinity:

Ja, der Studiengang heißt "Angewandte Mathematik und Informatik". Es werden beide Fächer gemeinsam unterrichtet, und zwar mit Schwerpunkten, die man in der Praxis braucht.

Viele große Firmen sind verzweifelt, weil sie im IT-Bereich kein geeignetes Personal finden und bieten daher ein duales Studium an. Das heißt, du arbeitest bereits Teilzeit in der Firma und bekommst ein festes Gehalt. Die Hochschulen akzeptieren diese Arbeitszeit als Ersatz für ihre Praktika, sodass du nicht länger studieren musst. Die Hoffnung der Firmen ist natürlich, dass du dann nach Abschluss des Studiums bei der Firma bleibst.

@pinfinity

Erstens: Nach meiner Erfahrung erzählt Tschaka hier

Mit reiner Mathematik kannst du nichts anfangen, die ist nur gut, wenn du in irgendeine Form von Lehramt möchtest.

einfach nur gequirlten Bullshit.

Ein Familienmitglied von mir hat Mathematik studiert, musste auch ein kleines Programm schreiben (was sie mangels Interesse von einem Bekannten hat erledigen lassen) und hatte allgemein keine Informatik-Ambitionen.

Jetzt ist sie in einer Softwarefirma und programmiert. Grund: Die stellen dort lieber Mathematiker ein als Informatiker, weil Mathematiker strukturiertes Denken mitbringen (das bißchen Programmieren lernt man dann schnell).


Zweitens:  Wenn ich mir deine bisherigen Fragen hier ansehe, dann möchte ich dir dringend abraten, Mathematik zu studieren. Du bringst nicht mal annähernd die Voraussetzungen mit.

Fast alle, die im Mathestudium scheitern, wechseln nach 6 Wochen vorrangig zu BWL.

Da kannst du auch gleich dort hingehen.

Danke für den nett gemeinten Rat! Ich werde darüber nachdenken

+1 Daumen

Jetzt werden mir alle Mathematiker den Kopf abreissen - ich finde, die "angewandte Mathematik" ist die einzig brauchbare Mathematik, die hat wenigstens Ergebnisse. In der theoretischen Mathematik werden ja nur mehr Formeln in Formeln in Formeln umgewandelt.......da lobe ich mir die Anwendungen z.B. in der BWL oder im Ingenieurwesen!

Avatar von 4,8 k
da lobe ich mir die Anwendungen z.B. in der BWL

BWL-Studium: Nach meiner Erfahrung die bevorzugte Resterampe für alle, die im richtigen Mathestudium scheitern und sich deshalb nach 6 Wochen nach weniger fordernden Studiengängen umsehen.

Nein, bei mir war es Jura - ich bin wegen der Wirtschafts-Informatik zur BWL übergewechselt. Mathe war mir von Anfang an zu theoretisch.

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