Aloha :)
Ein freier gedämpfter harmonischer Oszillator gehorcht der Differentialgleichung:x¨+kx˙+ω02=0Wir wählen einen Exponentialansatzx(t)=eλt;x˙(t)=λeλt;x¨(t)=λ2eλtund setzen in die Differentialgleichung ein:λ2eλt+kλeλt+ω02eλt=0eλt(λ2+kλ+ω02)=0Die Nullstellen der Klammer finden wir mit der pq-Formel:λ1,2=−2k±4k2−ω02Das zwingt uns 3 mögliche Fälle auf:
1. Fall, der "Kriechfall": 4k2>ω02
Der Radikand unter der Wurzel ist positiv, es gibt 2 reelle Lösungen für λ:λ1,2=−δ±ω;δ : =2k;ω : =∣δ2−ω02∣Die allgemeine Lösung der homogenen Differentialgleichung ist die Linearkombination beider Lösungen:x(t)=Ae−δteωt+Be−δte−ωtx(t)=e−δt(Aeωt+Be−ωt);A,B∈R
2. Fall, der "aperiodische Grenzfall": 4k2=ω02
Der Radikand ist Null, sodass λ=−2k=−δ die einzige Lösung ist. Die allgemeine Lösung ist nun e−δt multipliziert mit einer Geraden statt mit einer Konstanten:x(t)=(At+B)e−δt;A,B∈R
3. Fall, der "Schwingfall": 4k2<ω02
Der Radikand unter der Wurzel ist negativ, es gibt 2 komlexe Lösungen für λλ1,2=−δ±iωWie schon beim Kriechfall setzt sich die allgemeine homogene Lösung aus einer Linearkombination beider möglicher Lösungen zusammen:x(t)=e−δt(Aeiωt+Be−iωt);A,B∈C
In der Praxis ist fast immer x(t)∈R gefordert und man hat reelle Anfangsbedingungen. Für diesen reellen Fall lohnt es sich sehr, den Schwingungsanteil der Lösung näher zu betrachten. Wir spalten alles in Real- und Imaginärteil auf:
Aeiωt+Be−iωt=(XA+iYA)(cosωt+isinωt)Aeiωt+Be−iωt+(XB+iYB)(cosωt−isinωt)Aeiωt+Be−iωt=XAcosωt+iYAcosωt+iXAsinωt+i2YAsinωtAeiωt+Be−iωt+XBcosωt+iYBcosωt−iXBsinωt−i2YBsinωtAeiωt+Be−iωt=XAcosωt−YAsinωt+XBcosωt+YBsinωtAeiωt+Be−iωt+i(YAcosωt+XAsinωt+YBcosωt−XBsinωt)Der Imaginärteil soll verschwinden, also0=YAcosωt+XAsinωt+YBcosωt−XBsinωt0=(XA−XB)sinωt+(YA+YB)cosωtEs muss also XA=XB und YB=−YA bzw. B=A∗ gelten. Setzen wir dies oben in die Lösung ein und schreiben noch A in Polarkoordinaten als A=∣A∣eiφ finden wir:x(t)=e−δt(Aeiωt+A∗e−iωt)=e−δt(∣A∣eiφeiωt+∣A∣e−iφe−iωt)x(t)=e−δt∣A∣(ei(ωt+φ)+e−i(ωt+φ))=e−δt2∣A∣cos(ωt+φ)Damit haben wir die allgemeine Lösung für den realen Fall:x(t)=e−δtA0cos(ωt+φ);A0∈R>0;φ∈R
In allen 3 Fällen sind δ und ω durch die Differentialgleichung vorgegeben und die Konstanten A und B bzw. A0 und φ müssen aus den Anfangsbedingungen bestimmt werden.