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Hallo, ich habe eine Frage zu Grenzwerten. In der Vorlesung ist das im Bild alles was wir dazu gemacht haben. Ich verstehe nicht wieso hier plötzlich eine Folge definiert wird und was das ganz bringt. Dann könnte ich für x ja sonst was einsetzen. Könnte mir jemand erklären wieso das gemacht wird? Und was das bringt?

IMG_8379.jpeg

Text erkannt:

Definition 20 (Grenzwert).
Die Funktion \( f(x) \) besitzt an der Stelle \( \left(x_{1}=x_{10}, x_{2}=x_{20}\right) \) den Grenzwert
\( \lim \limits_{\left(x_{1}, x_{2}\right) \rightarrow\left(x_{10}, x_{20}\right)} f\left(x_{1}, x_{2}\right)=g, \)
wenn sich die Funktion, bei unbegrenzter Annäherung von \( \left(x_{1}, x_{2}\right) \) an \( \left(x_{10}, x_{20}\right) \), unbegrenzt an \( g \) annähert.
Beispiel 39 (Parabel \( y=x^{2} \) ).
\( x_{0}=0 \)

Definition einer Folge, die gegen
\( x_{0}=0 \text { konvergiert : } x_{i}=\frac{1}{i} \quad i \in \mathbb{N} \)
\( \begin{aligned} f\left(x_{1}\right) & =1 & & x_{1}=1 \\ f\left(x_{2}\right) & =\frac{1}{4} & & x_{2}=\frac{1}{2} \\ f\left(x_{\infty}\right) & =0 & & x_{\infty}=0 \end{aligned} \)
\( f(a)=g \quad f(0)=0 \)
\( f\left(x_{0}\right)=g \)

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Der Text ist eigenartig, steht da wirklich f(x10,x20)? ist das eine Kopie eines Skripts?

lul

Das ist ein Screenshot meines Skripts. Steht so dran.

@lul

Das soll sicher nicht "zehn" und "zwanzig" als Index sein.

Es geht um x_0 und y_0, wobei statt x und y die Bezeichnungen x_1 und x_2 gewählt und die 0 dann angehängt wurde.

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Beste Antwort

Aloha :)

Wenn du auf einer Funktion \(f(\vec x)\) entlang gehst, kannst du dich aus verschiedenen Richtungen und auf verschiedenen Wegen der Stelle \(\vec x_0\) nähern.

Im Fall von nur einer Dimenson bzw. einer Variablen \(f(x)\) kannst du dich z.B. dem Punkt \(x_0=0\) von links oder von rechts nähern. Als mögliche Wege von rechts kannst du z.B. wählen:$$x_n=\frac{1}{n}\quad\text{oder}\quad x_n=\frac{1}{n^2}$$\(n\) ist sozusagen die Anzahl der Schritte, die du auf dem Weg gemacht hast. Die Folge muss natürlich gegen \(x_0\) konvergieren, sonst wäre sie kein zulässiger Weg.

Der Grenzwert einer Funktion \(f(\vec x_0)\) an der Stelle \(\vec x_0\) existiert nun, wenn du aus allen möglichen Richtungen und auf allen möglichen Wegen stets auf denselben Funktionswert zuläufst.

Wenn man zeigen möchte, dass ein Grenzwert nicht existiert, kann man oft zwei unterschiedliche Richtungen oder zwei unterschiedliche Wege finden, die zu unterschiedlichen Funktionswerten hinführen.

Wenn man zeigen möchte, dass ein Grenzwert existiert, wählt man gerne den kontinuierlichen Weg \(\vec x\to\vec x_0\). Bei Funktionen mit zwei Veränderlichen kannst du z.B. zu Polarkoordinaten \(\vec x\to\vec x_0+\binom{r\cos\varphi}{r\sin\varphi}\) übergehen. Du legst sozusagen einen Kreis um die fragliche Stelle \(\vec x_0\). Mit der Wahl von \(\varphi\) deckst du alle möglichen Richtungen ab und indem du den Abstand \(r\to0\) auf Null zusammenziehst, näherst du dich kontinuierlich der fraglichen Stelle \(\vec x_0\). Wenn der Grenzwert \(r\to0\) für alle Winkel \(\varphi\in[0;2\pi]\) denselben Wert liefert, ist das der gesuchte Grenzwert der Funktion.

Beispiel 39 ist schlecht gewählt, denn es reicht nicht aus zu zeigen, dass der Grenzwert für einen Weg exisiert, er muss für alle Wege existieren. Betrachte z.B die Funktion:$$f(x)=\sin\left(\frac\pi x\right)$$Wir wollen prüfen, ob der Grenzwert für \(x\to 0\) existiert. Als Weg wählen wir:$$x_n=\frac1n\to0$$Dann gilt für die Funktionswerte:$$f(x_n)=\sin\left(\frac{\pi}{\frac1n}\right)=\sin(n\pi)=0$$Wählen wir aber den Weg$$y_n=\frac{\pi}{n}\to0$$gilt für die Funktionswerte:$$f(y_n)=\sin\left(\frac{\pi}{\frac\pi n}\right)=\sin(n)\to\text{konvergiert nicht}$$Obwohl der Weg \((x_n)\) anscheinend zum Grenzwert \(0\) führt, kommt man auf dem Weg \((y_n)\) nie an einen festen Endpunkt. Daher hat \(f(x)\) keinen Grenzwert für \(x\to0\).

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Der Grenzwert einer Funktion \(f(\vec x_0)\) an der Stelle \(\vec x_0\) existiert nun, wenn du aus allen möglichen Richtungen und auf allen möglichen Wegen stets auf denselben Funktionswert zuläufst.

Für den Grenzwert einer Funktion an einer Stelle braucht der Funktionswert an dieser Stelle nicht einmal zu existieren.

Weiterhin reicht die Existenz und Gleichheit der Grenzwerte aus allen Richtungen nicht aus für die Existenz des Grenzwertes.

Ich habe ja auch nirgendwo gesagt, dass die Funktion an der Stelle \(\vec x_0\) definiert sein muss. An der Stelle \(\vec x_0\) selbst kann die Funktion ein "Loch" haben, in dem Sinne, dass sie da nicht definiert ist. Wichtig ist nur, dass die Grenzwerte identisch sind.

Klar reicht es nicht aus, wenn der Grenzwert aus allen Richtungen identisch ist, er muss auch für alle möglichen Wege aus einer jeden Richtung derselbe sein.

@Tschakabumba

Aus deiner Antwort:


... auf allen möglichen Wegen stets auf denselben Funktionswert zuläufst.

Aus deinem Kommentar:


An der Stelle
\(\vec x_0\) selbst kann die Funktion ein "Loch" haben, in dem Sinne, dass sie da nicht definiert ist.

Spätesten jetzt sollte es dir einleuchten, dass der Begriff Funktionswert für den Grenzwert falsch ist.


Gefahr möglicher Fehlinterpretation:

er muss auch für alle möglichen Wege aus einer jeden Richtung derselbe sein.

Das Beispiel in deiner Antwort und dein Text können wie folgt falsch verstanden werden:

"Man nehme zunächst beliebige Richtungen, aus denen man auf \(\vec x_0\) zuläuft. Nun betrachte man entlang dieser Richtungen jeweils 'alle möglichen Wege' auf \(\vec x_0\) zu. Wenn nun alle diese 'richtungsbezogenen' Grenzwerte existieren und gleich sind, dann existiert der Grenzwert an der Stelle."

Und genau das ist für Funktionen mit mehr als einer Variablen falsch.

Man kann sich dann eben z. Bsp. auch entlang von Kurven der betrachteten Stelle nähern. Auf diese Weise können sich andere Grenzwerte ergeben als deine 'richtungsbezogenen'.

Da du das Vektorsymbol \(\vec x_0\) benutzt und damit deine Aussage auch auf Funktionen mehrerer Variablen ausdehnst, solltest du sauberer formulieren, damit Lernende keine Fehlvorstellungen bekommen.

Danke für die Antworten, das werde ich morgen in Ruhe durcharbeiten müssen.

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