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ich muss am Montag Probe-Unterricht vor einer 12-ten Klasse halten. Die Klasse hat gerade das Thema Determinanten abgeschlossen und ich habe mit dem Fachlehrer abgesprochen, dass ich das Vektorprodukt einführe. Folgendes möchte ich tun:

1) Definition des Vektorproduktes hinschreiben.

2) Vektorprodukt exemplarisch ausrechnen.

3) Herleiten, dass das Vektorprodukt zweier Vektoren senkrecht auf den Vektoren steht.

Meine konkrete Frage, wie kann ich 3) am besten zeigen? Meine Idee wäre, \(\vec a\cdot(\vec a\times\vec b)\) explizit vorzurechnen. Das dauert aber relativ lange. Kann man das vielleicht geschickter bzw. schneller zeigen?

Danke vorab für eure Hilfe.

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Die Klasse hat gerade das Thema Determinanten abgeschlossen ...

Wenn ich das lese, hoffe ich immer, dass das Thema nicht nur abgeschlossen, sondern auch verstanden wurde =)

Unbedingt vorher prüfen, ob die Schüler Determinante und Skalarprodukt wirklich inhaltlich verstanden haben oder einfach nur die Formeln hinschreiben und einsetzen. Das ist essenziell.

Eventuell hilfreich (du kannst die Abbildungen verwenden): https://www.matheretter.de/wiki/vektorprodukt

Die Klasse hat gerade das Thema Determinanten abgeschlossen

In welchem Bundesland werden noch Determinanten gelehrt?

In welchem Bundesland werden noch Determinanten gelehrt?

Ich weiß nicht ob das in irgendeinem Bundesland zum vorgeschriebenen Lehrplan gehört oder ob das nur optional gemacht werden darf.

In Hamburg ist das optional und wird von keinem Lehrer den ich kenne im Unterricht gemacht.

@Bundesland: Was (und v.a. wie etwas) in Deutschland behandelt wird, weiss ich nicht.

Das Wort Determinante fällt im Unterricht aber bestimmt mal, bei den linearen Gleichungssystemen mit 2 (allenfalls auch mit 3 Unbekannten) in der 8. Klasse, da es in jeder Klasse Interessierte gibt, die sich nicht mit dem Additionsverfahren begnügen und etwas wollen, mit dem sie "immer auf gleiche Weise" auf die Lösungsmenge kommen. Ein schönes Experimentierfeld dafür, dass es auch mit Determinanten Fallunterscheidungen braucht. 

Zumindest im Schwerpunktfach "Physik und Anwendungen der Mathematik" kommt das Vektorprodukt (physikalisch und/oder mathematisch) vor. Auch dort fällt der Begriff Determinante dann wieder.

Ob z.B. der Entwicklungssatz für Determinanten oder nur schon eine allgemeine Definition besprochen wird, ist eine andere Frage.

4 Antworten

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Beste Antwort

Aloha :)

Die Kollegen haben ja schon viele gute Hinweise gegeben. Ich möchte dir aber noch eine ganz andere Herangehensweise vorschlagen. Du hast geschrieben, dass die Klasse gerade das Thema Determinanten abgeschlossen hat. Daher würde ich daran wie folgt anknüpfen.

Motivation: Wir suchen einen Vektor \(\vec a\), der auf den beiden Vektoren \(\vec b\) und \(\vec c\) senkrecht steht.

Dazu betrachten wir die folgende Determinante und entwickeln sie nach der ersten Spalte:

$$D=\left|\begin{array}{c}a_1 & b_1 & c_1\\a_2 & b_2 & c_2\\a_3 & b_3 & c_3\end{array}\right|=a_1\left|\begin{array}{c}b_2 & c_2\\b_3 & c_3\end{array}\right|-a_2\left|\begin{array}{c}b_1 & c_1\\b_3 & c_3\end{array}\right|+a_3\left|\begin{array}{c}b_1 & c_1\\b_2 & c_2\end{array}\right|$$Das kann man als Skalarprodukt schreiben:

$$D=\left(\begin{array}{c}a_1\\a_2\\a_3\end{array}\right)\cdot\left(\begin{array}{c}\left|\begin{array}{c}b_2 & c_2\\b_3 & c_3\end{array}\right|\\-\left|\begin{array}{c}b_1 & c_1\\b_3 & c_3\end{array}\right|\\\left|\begin{array}{c}b_1 & c_1\\b_2 & c_2\end{array}\right|\end{array}\right)=\left(\begin{array}{c}a_1\\a_2\\a_3\end{array}\right)\cdot\underbrace{\left(\begin{array}{c}b_2c_3-b_3c_2\\b_3c_1-b_1c_3\\b_1c_2-b_2c_1\end{array}\right)}_{=:\,\vec b\times\vec c}$$Wenn man den Vektor mit den 2x2-Determinanten ausrechnet, erhält man das Vektorprodukt \(\vec b\times\vec c\). Damit hast du Folgendes gezeigt:

$$\left|\begin{array}{c}a_1 & b_1 & c_1\\a_2 & b_2 & c_2\\a_3 & b_3 & c_3\end{array}\right|=\vec a\cdot\left(\vec b\times\vec c\right)=\left(\begin{array}{c}a_1\\a_2\\a_3\end{array}\right)\cdot\left(\begin{array}{c}b_2c_3-b_3c_2\\b_3c_1-b_1c_3\\b_1c_2-b_2c_1\end{array}\right)$$Daraus kannst du nun so ziemlich alle Eigenschaften des Vektorproduktes folgern:

a) Die Determinante ist \(0\), wenn sie zwei gleiche Spalten enthält. Wenn wir also für \(\vec a\) einen der Vektoren \(\vec b\) oder \(\vec c\) einsetzen, ist die Determinante \(0\). Damit ist aber:$$\quad\vec b\cdot(\vec b\times\vec c)=0\quad;\quad\vec b\cdot(\vec b\times\vec c)=0\quad\Rightarrow\quad \vec a\,,\,\vec b\;\perp\;\vec b\times\vec c$$

b) Wenn man die b- und c-Spalte der Determinante vertauscht, ändert diese ihr Vorzeichen:$$\quad\vec b\times\vec c=-(\vec c\times\vec b)$$

c) Die Determinante ist gleich dem Volumen, das durch die 3 Spaltenvektoren aufgespannt wird.

\(\quad\vec a\cdot\left(\vec b\times\vec c\right)=\) Volumen des Spats, der durch \(\vec a,\vec b,\vec c\) aufgespannt wird.

d) Das Spatprodukt ist zyklisch vertauschbar, weil die Spalten der Determinante zyklisch vertauschbar sind (jede zyklische Verschiebung entspricht 2 Spalten-Vertauschungen).$$\quad\vec a\cdot(\vec b\times\vec c)=\vec b\cdot(\vec c\times\vec a)=\vec c\cdot(\vec a\times\vec b)$$

e) Der Wert der Determinante ändert sich nicht, wenn zu einer Spalte ein Vielfaches einer anderen Spalte addiert wird. Zerlegen wir also den Vektor \(\vec a\) in einen Anteil \(\vec a_\parallel\) parallel zu \(\vec b\times\vec c\) und einen Anteil \(\vec a_\perp\) senkrecht zu \(\vec b\times\vec c\), so kann man \(\vec a_\perp\) als Linearkombination von \(\vec b\) und \(\vec c\) ausdrücken, sodass \(\vec a_\perp\cdot(\vec b\times\vec c)=0\) gilt.$$\quad\vec a\cdot(\vec b\times\vec c)=\vec a_\parallel\cdot(\vec b\times\vec c)$$

f) Weil \(\vec a\cdot(\vec b\times\vec c)=\vec a_\parallel\cdot(\vec b\times\vec c)\) das Volumen des von \(\vec a,\vec b,\vec c\) aufgespannten Spates ist und \(\vec a_\parallel\) senkrecht auf der durch \(\vec b\) und \(\vec c\) aufgepsannten Ebene steht, muss der Betrag \(\left|\vec b\times\vec c\right|\) gleich der Fläche des von \(\vec b\) und \(\vec c\) aufgespannten Rechtecks sein.

Ich weiß nicht, ob dieses Vorgehen pädagogisch gut ist, bin kein Pädagoge. Ich wollte nur eine andere Herangehensweise aufzeigen als die üblichen, bei denen das Vektorprodukt quasi vom Himmel fällt.

Avatar von 152 k 🚀

Ach, den Zusammenhang mit der Determinante kannte ich bisher überhaupt nicht. Jetzt habe ich selber erst wirklich verstanden, wo das Vektorprodukt herkommt.

Ich werde wohl die Determinante nutzen, um das Vektorprodukt einzuführen und zu zeigen, dass es senkrecht auf den beiden Vektoren steht. Das kann man ja voll auf die Eigenschaften der Determinante zurückführen. Auch die Anti-Kommutativität folgt sofort aus der Determinante.

Das Spatprodukt würde die Klasse vermutlich überfordern, daher muss ich mal sehen, dass ich die anderen Tipps hier nutze, um die aufgespannte Fläche näher zu beleuchten.

Danke an alle für eure tollen Ideen, wird ein interessantes Wochenende zum Vorbereiten für mich.

Jetzt habe ich selber erst wirklich verstanden, wo das Vektorprodukt herkommt.

Das Vektorprodukt kommt eigentlich auch nicht aus der Determinante.

Eher haben Vektorprodukt und Determinante den selben Hintergrund. Beide wurden aus linearen Gleichungssystemen abgeleitet. 

Daher ist es nicht so verwunderlich, dass die Determinante und Vektorprodukt Ähnlichkeiten aufweisen.

Grundsätzlich versuchen die Pädagogen zumindest in der Schule den Verlauf der Geschichte etwas nachzubilden. Also meist wie es zu den Formeln kam.

Es ist also Pädagogisch nicht sinnvoll zu sagen. Quadratische Gleichungen der Form x^2 + px + q = 0 löst man mit der pq-Lösungsformel die da lautet ...

Genauso wenig sollte man in der Schule die Determinante oder das Vektorprodukt einfach vom Himmel fallen lassen.

Leider wird aber genau das meist im Studium gemacht. Dort wird einfach die Determinante als ein Rechenausdruck definiert ohne jegliche Erläuterung wie, wo und weshalb. Zumindest habe ich das jetzt häufiger bei Studenten hier in Hamburg erlebt, denen sowas in der Vorlesung wohl nicht erklärt worden ist. Aber das hängt natürlich auch vom Dozenten ab.

Aus dem Grunde sollte man neben Vorlesungen in der Uni auch immer Fachbücher mitlesen, in dem einen auch Hintergrundinformationen vermittelt werden.

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Hallo

zum Anfang: welche Motivation hast du für die Definition? z.B. Fläche, oder 3.? Oder schmeisst du die Def. einfach ohne Begründung hin?

 1.du hast aus 2) Beispiele, zeig es erst mal für die.

2. mach es mit Vektoren, die eine Komponente 0 haben

3. find einen Vektor, der auf a und b senkrecht steht mit Hilfe des skalarprodukts

Gruß lul

Avatar von 108 k 🚀
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Was bezeichnest du als Definition des Vektorproduktes?

Ich hoffe nicht die komponentenweise Berechnung

blob.png

Diese Berechnungsvorschrift war sicher nicht der Ausgangspunkt einer Definition.

Avatar von 489 k 🚀

Schau dir mal die Herleitung des Vektorproduktes aus dem Flächeninhalt eines Parallelogramms an.


Weiterhin ist die Herleitung als ein Normalenvektor der zu den multiplizierten Vektoren senkrecht steht.


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Aus 3 mach 1: suche einen Vektor der senkrecht zu v:=(1, 2, 1) und w:=(1,-2,1) steht:

etwa

blob.png

Avatar von 21 k

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