Für die Zwecke der Computergrafik habe ich eine eigene Schnittpunktsformel entwickelt, die ich den " komplexen Sinussatz " ( KS ) nenne. Sinn und Zweck der ganzen Übung. Einen geschlossenen Ausdruck für den Schnittpunkt anzugeben, den du auswändig lernen kannst wie die Mitternachtsformel; also dieses Gleichungssystem mit den zwei Unbekannten, das wollen wir uns sparen ( Die ursprüngliche Idee war sogar noch bissele anders; aber das gehört nicht hierher. )
Gegeben die beiden Geraden
g1;2 : |R ===> |C ( 1a )
k1;2 ===> s1;2 + k1;2 t1:2 ( 1b )
Im Folgenden fassen wir also alle Punkte der Ebene als ===> komplexe Koordinaten auf. Dann gibt der KS den Wert des Parameters k1 im Schnittpunkt an:
s := s2 - s1 ( 2a )
k1 = imag ( s / t2 ) : imag ( t1 / t2 ) ( 2b )
Vielleicht wird es anschaulicher, wenn du dir das Dreieck aufmalst aus den Vektoren s , t1 und t2 .
Spielen wir das Ganze doch mal durch:
M = s1 = 4 - i ( 3a ) ; Kreismittelpunkt
s2 = 4 - 6 i ( 3b ) ; Startpunkt von g
s = s2 - s1 = - 5 i ( 3c )
t2 = 2 - i ( 4a ) ; Richtungsvektor von g
s / t2 = - 5 i / ( 2 - i ) = - i ( 2 + i ) = 1 - 2 i ( 4b )
imag ( s / t2 ) = ( - 2 ) ( 4c )
Wozu betreiben wir das Ganze? g1 ist das Lot von M = s1 auf g2 , da ja g2 Tangente an den Kreis ist. Gesucht der Schnittpunkt nach dem KS .
Senkrecht stehen wird immer mittels der imaginären Einheit i ausgedrückt; wir fahren fort in der Anwendung des KS
t1 = i t2 = i ( 2 - i ) = 1 + 2 i ( 5a )
t1 / t2 = i t2 / t2 = i ( 5b )
imag ( t1 / t2 ) = 1 ( 5c )
k1 = ( 4c ) / ( 5c ) = ( - 2 ) ( 6a )
und für den Schnittpunkt s0
s0 = s1 + k1 t1 = 4 - i - 2 ( 1 + 2 i ) = 2 - 5 i ( 6b )
mit s1 aus ( 3a ) ; t aus ( 5a )
Dabei folgt insbesondere der gesuchte Radius zu R = | k1 t1 | = 2 | 2 - i | = 2 sqr ( 5 )
Aufg 2) finde ich beinahe noch schicker; hier setze ich g1 = g
s1 = - ( 3 + i ) ( 7a )
Und was ist s2? Die Mittelpunkte von A und B liegen auf der Mittelsenkrechten ( MSR ) von A und B :
s2 = 1/2 ( A + B ) = 2 - 3 i ( 7b )
s = s2 - s1 = 5 - 2 i ( 7c )
Der Vektor von A nach B ist
v = 2 + 3 i ( 8a )
Einen Richtungsvektor darf man umnormieren; das wisst ihr.
t2 = i v = 2 i - 3 ( 8b )
s / t2 = ( 5 - 2 i ) / ( 2 i - 3 ) = ( 2 i - 5 ) ( 3 + 2 i ) ( 8c )
Den ( reellen ) Betragsnenner lassen wir weg; der kürzt sich eh raus.
imag ( s / t2 ) = 2 * 3 - 5 * 2 = ( - 4 ) ( 8d )
t1 wird der Richtungsvektor von g
t1 = i - 2 ( 9a )
t1 / t2 = ( i - 2 ) / ( 2 i - 3 ) = ( 2 - i ) ( 3 + 2 i ) ( 9a )
imag ( t1 / t2 ) = 2 * 2 - 1 * 3 = 1 ( 9b )
k1 = ( 8d ) / ( 9b ) = ( - 4 ) ( 9c )
s0 = s1 + k1 t1 = - ( 3 + i ) - 4 ( i - 2 ) = 5 ( 1 - i ) ( 9d )
Dein Wert stimmt; ich kann dir nur raten. Zwar habe ich als " Aktiver " solche Aufgaben nur maschinell bearbeitet ( und dafür 500 DM Gehaltserhöhung bekommen; es lohnt sich also. )
Aber ich glaube du spürst selst, was für ein akkurates Schriftbild dir dieses Rechenschema aufzwingt. Ich mach jetzt noch die Probe auf den Radius
A - s0 = 4 + 5 ( i - 5 ) = 5 i - 1 ; | A - s0 | = sqr ( 26 ) ( 10a )
B - s0 = - 6 i + 5 ( i - 5 ) = i ( A - s0 ) ( 10b ) perfektemang
Jetzt war die Kreisgleichung gefragt
( x - x0 ) ² + ( y - y0 ) ² = ( x - 5 ) ² + ( y + 5 ) ² = 26 ( 11 )
Die Tangenten wiederum setzen Kenntnisse in der Technik des ===> impliziten Differenzierens voraus; ableiten von ( 11 ) nach der Kettenregel
x - 5 + y ' ( y + 5 ) = 0 ( 12a )
Jetzt Punkt A einsetzen in ( 12a )
4 - 5 + ( 0 + 5 ) y ' = 0 ===> f ' ( x ) = 1/5 (12b )
Ganz allgemein ist die Tangente g ( x ; x0 ) der lineare Anteil der ===> Taylorentwicklung in x0
g ( x ; x0 ) := f ( x0 ) + ( x - x0 ) f ' ( x0 ) ( 13a )
Stimmt ja auch; denn
g ( x0 ; x0 ) = f ( x0 ) ( 13b )
Wegen ( 12b )
g ( x ; 4 ) = 1/5 ( x - 4 ) ===> x - 5 y = 4 ( 13c )