Hier ich bin eine Kreuzung zwischen ===> Schwejk und ===> Louis Trenker; mein Anekdotenschatz ist unerschöpflich. Apropos " Kompliment "
Manche Damen sind naiv. Ich kannte mal eine gehbehinderte Dame, die gab ihr Alter ( durchaus glaubhaft ) mit 91 an. Nennen wir sie Rosa_Linda; mein allgemeiner Witzname für Frauen.
Da ich weiß, was sich gehört und sie eine gute Gesellschafterin war, spendierte ich ihr Kaffee und Kuchen. Dies war aber erst Akt Eins der Tragödie. Mir fiel nämlich auf, dass sie täglich die Mühsal auf sich nahm, aus der Nachbargemeinde mit der S-Bahn anzureisen, nur um von mir täglich diesen Kuchen spendiert zu bekommen. Aber da war noch mehr.
Als sie so 20 war, wurde sie natürlich von den ganzen Kavalieren ausgeführt und unausgesetzt bewundert - aus ihren Erzählungen wurde das " implizit " deutlich. Seltsam nur, dass ihr die heute so sprichwörtliche Gleichberechtigung noch zu wenig war.
Ziemlich unzweideutig ließ sie mich wissen, als eigentlichen Zweck meiner inladungen betrachte sie, dass ich ihr den Hof mache und um sie werbe - eben wie bei einer 20-jährigen. Irgendwo hatte sie den Bezug verloren zu der Komik eines solchen Ansinnens.
Ja und dann erzählte sie Dinge von Früher, wie alte Leute tun. Es klang auch fast alles logisch, nur eben manchmal ein bissele grotesk.
Früher gab es ja noch die Sitte; einem 13-jährigen Mädchen war es strengstens untersagt, auf Volkstanzveranstaltungen zu gehen. Da kam dann die Streife und lieferte sie wieder bei den Eltern ab.
Und so beiläufig erzählte Rosa, mit 13 habe sie sich eine DRAHTSCHERE besorgt ( Was Kinder damals alles hatten ) und immer den Sperrzaun zum Volkstanzplatz durchgeknipst, damit sie heimlich unentgeltlich rein konnte. Kein Kommentar.
aber ich ließ das jetzt nicht mehr gelten.
" WAS haben Sie als KIND mit 13 gesucht, dass sie solche Gefahren auf sich genommen haben? "
" Ich wollte tanzen gehen. "
" Ich glaub Ihnen kein Wort; 13-jährige spielen noch. Und dass Sie geradezu süchtig waren nach Tanzvergnügungen, obgleich das streng verboten war - Mann; rückense mal raus mit der Wahrheit. Wenn Sie endlich die Wahrheit sagen, gibt es heut auch ein Stück Kuchen extra. "
Nach einigem Hin und Her stammelte sie ein verklausuliertes Geständnis, das mich dann doch verblüffte.
Den ganzen Tag sei sie geschlagen bzw. bestraft worden, wie es dazumal eben der Brauch war. Erst vom Vater, dann in der Schule vom Herrn Lehrer und schließlich vom Meister in der Schneiderlehre.
Und wie sie nun - das erste Mal wohl eher zufällig - auf ein Tanzvergnügen geht, da versteht sie die Welt nicht mehr. Alle ( Kavaliere ) beachten sie, umsorgen sie, schmeicheln ihr, bewundern sie ....
Mein Daddy hat das immer gesagt; wie sehr der Mensch doch giert nach ein bissele Zuwendung. Und die fand sie ausschließlich in der ( verbotenen ) Tanzveranstaltung ...